- Nach fast 70 Jahren wird wieder ein britischer Monarch gekrönt.
- Trotz dem mitunter übertrieben scheinenden Pomp, sollten wir das nicht belächeln.
- Die britische Krone verkörpert Geschichte, Tradition und eine Institution die sich bewährt hat – über unzählige Jahren.
- Während Deutschlands Demokratie erst jung ist, steht Großbritanniens Monarchie für Jahrhunderte von Parlamentarismus und Freiheit.
Nach fast genau 70 Jahren findet wieder die Krönung eines britischen Monarchen statt: Und jetzt schon ist klar: Es wird ein Spektakel. Mit goldener Kutsche geht es vom Westminster Abbey nach Buckingham Palace, dort wird Charles III. dann mit einer jahrhundertealten Krone bespickt mit unzähligen Juwelen gekrönt. An Prunk wird es nicht fehlen, auch nicht an Soldaten, Amts- und Würdenträger in allerlei uralt anmutenden Uniformen. Das passt nicht allen.
Auch hierzulande schaut man gerne belächelnd auf die Briten und ihre Monarchie. Alles überholt, von gestern, heißt es da gerne. Wir dagegen sind ja modern mit unserer Demokratie, die Briten hängen hinterher mit ihrem königlichen Pomp.
Unsere Berliner Republik bietet nur Glas-Beton-Schlösser
Klar der Prunk ist unserer Berliner Republik fern, das Zentrum der Macht hierzulande bildet immerhin eine halb-gläserne Beton-Festungen mit Metallschrott im Vorgarten und dem Charme eines Verwaltungsbaus. Ein bisschen weiter leistet man sich dann noch ein kleines Schloss für den Grüßaugust der Republik, der nicht vom Volk, sondern von unserem Politadel gewählt wird. Natürlich viel, viel besser als ein König.
All die vermeintliche Überlegenheit gegenüber der britischen Monarchie könnte also vielleicht auch ein bisschen von Neid getrieben sein. Dass sich jedenfalls Briten all die Jahre viel eher mit Elizabeth II. identifizieren konnte, als wir uns hierzulande mit Steinmeier, Gauck, Wulff und Co. steht wohl außer Frage.
Immer wenn man über Monarchie redet, steht genau das im Vordergrund: Die Identifikation mit dem König, und das ist in vielerlei Hinsicht auch von der Person des Königs abhängt. Was man von Charles II. hält, da gehen wohl die Gemüter eher auseinander als bei Elizabeth II. – aber das ist nicht der Kern der britischen Monarchie. Sie ist viel größer als nur eine Person.
Garant der Freiheit und Stabilität in jahrhundertelanger Tradition
Und das ist es, was man nicht vergessen sollte: Bei all dem Belächeln von Protz und Prunk – unsere Bundesrepublik gibt es gerade mal seit etwas mehr als 70 Jahren, die britische Krone steht seit Jahrhunderten an der Spitze eines Großbritanniens, das fast die ganze Zeit freiheitlicher, demokratischer und stabiler als Deutschland war.
In Großbritannien wählte das Volk seine Regierung, während hierzulande Diktatoren wüteten. In Großbritannien gab es schon lange ein Vereinigtes Königreich, während sich hierzulande fürstliche Kleinstaaten bekriegten. In Großbritannien existiert schon seit 800 Jahren eine Magna Charta, während hierzulande Bürgerrechte erst im vorletzten Jahrhundert so langsam populär wurden.
Die Frage lautet also nicht, ob ein Brite namens Charles Mountbatten-Windsor jetzt Zepter und Krone verdient hat, sondern: Warum das über den Haufen werfen, was sich seit Jahrhunderten bewährt hat?
Im Dienst der Nation, nicht der Belehrung anderer
Weil der neue König ein Grüner ist, wie manche sagen? Wenn er wirklich ein Grüner ist, dann wird er wohl der harmloseste Grüne sein, den es gibt. Charles III. zwingt niemanden etwas auf, belehrt keinen seiner Untertanen.
Denn wenn auch ungeschrieben gilt für britische Monarchen die britische Verfassung – und nach der hat sich Charles III. aus der Tagespolitik herauszuhalten. Er hat sich penibel an parteipolitische Neutralität zu halten, mehr noch als etwa ein deutscher Bundespräsident. Elizabeth II. verkörperte das par excellence, sie widmete ihr Leben dem Dienst an der eigenen Nation. Und nach sechs Monaten auf dem Tron – Charles III. ist schließlich seit dem Todestag seiner Mutter Monarch auch ohne Krönung – gibt es keinerlei Anzeichen, dass er auch nur ansatzweise versucht daran zu rütteln.
Fakt ist: Robert Habeck schreibt deutschen Bürger mehr vor, als es der König von England seinen Untertanen je könnte. In der Hinsicht ist der britische Monarch – ob grün oder nicht – also liberaler als unsere Bundesregierung. Und auch weniger belehrend als der Grußonkel von Schloss Bellevue.
Stattdessen repräsentiert er ein Königreich, das nicht nur diesen Kontinent, sondern die ganze Welt mit seinen Seefahrern, seiner Sprache, seinem Rechtsstaat, seiner Kultur und seinen Ideen für immer tiefgreifend geprägt hat. Heute wird Charles III. in Westminster Abbey zum König gekrönt – wie schon Wilhelm der Eroberer fast tausend Jahre zuvor. Das mag pompös erscheinen, ist aber vor allem eine Feier von Großbritanniens langer Geschichte, Tradition und einer Institution, die sich bis heute bewährt hat.