- Das Wirtschaftsministerium fördert die Firma, die von einem seiner Referatsleiter gegründet wurde, mit über 700.000 Euro – das zeigt eine exklusive Pleiteticker.de-Recherche.
- Dieser Christian Maaß ist Wärmewende-Chef in Habecks Wirtschaftsministerium – und der wichtigste Mitarbeiter von Patrick Graichen.
- Damit erreicht der Grüne Filz einen neuen, finanziellen Höhepunkt.
Von Max Mannhart, Jerome Wnuk und Sebastian Thormann.
Christian Maaß ist der Architekt von Habecks Wärme-Wende – als Referatsleiter der Abteilung II im Wirtschaftsministerium ist er für den Bereich „Energie: Wärme und Effizienz“ zuständig. Sein direkter Vorgesetzter: Patrick Graichen. Maaß gilt als entscheidende Figur und Graichens Vertrauter.
Robert Habeck schlug Christian Maaß im Januar 2022 für den Posten als Referatsleiter vor. Sehr ungewöhnlich: Denn Maaß war zuvor Unternehmer und nicht Beamter, was eigentlich die Voraussetzung für einen Referatsleiter-Posten ist.
Christian Maaß war lange Grünen-Politiker und u.a. Vorsitzender des Umweltausschusses der Hamburger Bürgerschaft – dort war er Teil des parlamentarischen Untersuchungsausschuss „Schwarzer Filz“.
Jetzt steht er im Mittelpunkt eines Grünen Filzes im Bundeswirtschaftsministerium – bei dem es um sechsstellige Förder-Beträge aus Steuergeldern geht.
Die Geschichte geht so: Christian Maaß war Mitgründer, Gesellschafter und Geschäftsführer des „HIC Hamburg Institut Consulting GmbH“, das “Energiepolitische Analysen, Geschäftsmodelle und Strategien für Unternehmen” entwickelt und nach Außen schlicht als „Hamburg Institut“ auftritt.
Ein anderer Geschäftsbereich dieses „Hamburg-Instituts“ ist laut eigener Website: „Fördermittel-Beschaffung“. Darin ist man in der Tat sehr geschickt.
Denn die „Hamburg Institut Consulting GmbH“ hat eine 100-prozentige Tochter, die „Hamburg Institut Research gGmbH“.
Diese Tochterfirma erhält massive Förderungen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Ein Förderrahmen von 676.753€ wird im Zeitraum vom 2020-2024 ausgezahlt. 2023 werden weitere 31.000€ ausgezahlt. Das zeigt das Portal EnArgus des Wirtschaftsministeriums.
Einzelheiten zu den Zahlungsmodalitäten wollte das Wirtschaftsministerium auf Anfrage zunächst nicht nennen.
Geschäftsmodell “Fördermittel-Beschaffung”: Hamburg Institut
Zuständig für diese Förderungen ist seit Ende 2021: Staatssekretär Patrick Graichen. Und da es in den Projekten um die „integrierte Wärmewende” und „grüne Fernwärme” geht, fällt es auch in den Zuständigkeitsbereich von Wärme-Referatsleiter Christian Maaß selbst.
Mit Eintritt in das Bundeswirtschaftsministerium 2021 gab Maaß seine Geschäftsführer-Tätigkeit beim Hamburg Institut ab. Im Gesellschaftsvertrag der „HIC Hamburg Institut Consulting GmbH“ taucht sein Name nicht mehr auf.
Interessantes Detail: Laut Handelsregister änderte Maaß den Namen seiner „Christian Maaß Consult GmbH” am 21. März 2023 – also mitten in der Graichen-Affäre – in den weniger verfänglichen Namen „CMLS Verwaltungsgesellschaft mbH“ . Über die „Christian Maaß Consult GmbH” hielt er bis Januar 2022 Anteile an der Muttergesellschaft des Hamburg-Instituts. Auch der Geschäftsführer der Firma wurde gewechselt. Der auch im Hamburg-Institut beschäftigte Dr. Matthias Sandrock verließ seinen Posten und wurde durch eine, in diesem Kontext noch nicht aufgetauchte, Dr. Schüler ersetzt. Wollte Maaß hier seine Spuren verwischen?
Screenshot Handelsregister, Maaßs Firma änderte am 21.03 auf der Gesellschaftsversammlung Namen und Geschäftsführer
Auf die Frage, ob Maaß immer noch Geschäftsanteile besitzt oder wirtschaftliche Beziehungen zum Hamburg Institut unterhält, erhielten wir zunächst keine Antwort.
Das sagt das Wirtschaftsministerium: Auf Anfrage erklärte das Wirtschaftsministerium, dass das Projekt, für das insgesamt 670.000 Euro gezahlt werden soll, bereits unter Minister Altmaier bewilligt worden sei – ob die Summe aber unter Habeck und Graichen nochmal erhöht wurde, wollte man nicht sagen. Die Auszahlung erfolge quartalsweise „nach Nachweis des Projektfortschritts“ – das heißt die Zahlungen werden regelmäßig überprüft.
Die Zahlung der zusätzlichen 30.000 Euro erfolgte aber in jedem Fall unter Graichens Verantwortung.
Weitere grüne Verbindungen: Maaß’ Mitgründer und Geschäftspartner beim Hamburg Institut haben ebenfalls einen grünen Hintergrund: Robert Wegner war 10 Jahre lang Vorstand bei Greenpeace Deutschland. Dr. Matthias Sandrock arbeitete 20 Jahre lang in der Hamburger Verwaltung, u.a. jahrelang als Referatsleiter in der grün-geführten Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, wo zugleich Maaß auch Staatsrat war.
Daneben gibt es vom Hamburg-Institut offenbar auch länger schon Verbindungen zu Graichen. Die Agora Energiewende führt die HIR Hamburg Institut Research gGmbH auf ihrer Website selbst als „Partner“.
Zusammengefasst: Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Hamburg Institut – ein Teil dieser Förderung wurde unter der Ägide von Patrick Graichen und Christian Maaß beschlossen und gezahlt.
Das Hamburg-Institut wurde von Christian Maaß gegründet und lange Zeit geführt.
Laut Focus Online hat Christian Maaß mittlerweile auf die Vorwürfe reagiert. Auf unsere Anfrage erhielten wir auch nach über 24 Stunden keine Antwort von Maaß. Der Focus zitiert Maaß so:
Er sei seit Amtsantritt „weder unmittelbar noch mittelbar am Hamburg Institut beteiligt oder unterhalte Geschäftsbeziehungen zum Hamburg Institut“.
Mittlerweile äußerte sich Maaß auf erneute Anfrage und erklärte, seine Beteiligungen am Hamburg-Institut im Januar 2022 verkauft zu haben.