Das Funk-Format „funkkolleg“ versucht sich an Kapitalismus-Kritik. In einem Video wird Demokratie als eine dem Kapitalismus widersprechende Gegenkraft dargestellt. Zwei Expertinnen teilen die Meinung, dass der Kapitalismus die Schuld am Klimawandel trägt.
Das Funk-Format „funkkolleg“ des Hessischen Rundfunks beschäftigt sich mit Fragen rund um das Thema Klimawandel. Auf seinem YouTube-Kanal zählt die gebührenfinanzierte Funksendung aktuell knapp 1500 Abonnenten. Vor zwei Wochen erschien ein neues Video auf dem Kanal, Titel: „Kapitalismus und Klimaschutz – wie passt das zusammen?“ Neben einer fragwürdigen Kapitalismusdefinition fällt das Video vor allem durch die Gegenüberstellung von Kapitalismus und Demokratie auf.
Für die Moderatorin von „funkkolleg“ ist es so, dass jeder Kapitalist ist, der arbeitet, um Geld zu verdienen. Zumindest behauptet sie das so am Anfang des besagten Videos. Kapitalismus wird als ungebändigtes Problem dargestellt.
„Kapitalismus“ und „Demokratie“ – als Gegensätze
Der vermeintliche Ausweg daraus ist schnell gefunden: „Mit der Demokratie haben wir viel Tolles geschafft. Wir haben den Kapitalismus ein Stück weit zurückgedrängt“, führt die Moderatorin aus. Demokratie sei das Gegengewicht zum profitgesteuerten Kapitalismus. Angehört werden zwei Expertinnen. Eine glaubt, es gäbe nur, aus ihrer Sicht, klimapolitischen Stillstand, weil die politische Macht des Kapitalismus den Klimaschutz verhindere. Beide Expertinnen fordern vage „mehr Demokratie“ und geben dem Kapitalismus die Schuld am Klimawandel.
Das ganze Video hindurch wird Kapitalismus dabei mit der industriellen Revolution gleichgesetzt. Zwar wäre ohne Kapitalismus die industrielle Revolution nicht möglich gewesen, doch dürfte es mehr als umstritten sein, ob die daraus angeblich resultierende Ausbeutung der Arbeiter wirklich ein „Kernkonzept des Kapitalismus“ ist. Das Video setzt sich auch mit dem Begriff Sozialismus als mögliche Alternative auseinander. Zwar wird der Begriff Sozialismus abgelehnt, stattdessen definiert man „Demokratie“ entlang sozialistischer Vorstellungen.
Die Aussagen im Video, insbesondere die Gegenüberstellung von Demokratie und Kapitalismus, hat viel Kritik ausgelöst. Parallel zur Industriellen Revolution und dem Kapitalismus entwickelte sich auch die Demokratie Ende des 19. Jahrhunderts rasant weiter. In der Geschichte war eine Marktwirtschaft oft eine der Bedingungen für eine funktionierende liberale Demokratie. Es existiert kein demokratischer Staat auf der Welt, dessen Wirtschaftssystem nicht grundsätzlich die Freiheit des Marktes gewährleistet.
Das Video des „funkkolleg“ stößt auf YouTube jedenfalls mehrheitlich auf Ablehnung. In den Kommentaren kritisieren viele User den Beitrag. Das Video hat fast 5-mal mehr Dislikes als Likes.