- Für eine Video-Impfkampagne des Landes Baden-Württemberg kassierte ÖRR-Journalist Eckart von Hirschhausen nach pleiteticker.de-Recherchen 71.400 Euro.
- Rechnerisch kassierte der exponierte Wissenschaftsjournalist damit 1.260 Euro für eine Minute Video – das 27-fache einer Kollegin, die parallel die gleiche Leistung erbrachte.
- Ein Journalist macht also parallel für die Corona-Impfung hochbzeahlt Werbung – und klärt über sie als vorgeblich unabhängiger Experte im Fernsehen auf.
Von Jonas Aston und Max Mannhart.
Eckart von Hirschhausen ist eines der bekanntesten Gesichter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. Von Hirschhausen ist Kabarettist und Wissenschaftsjournalist und ist unter anderem für den WDR, Das Erste und 3sat tätig. Er äußerte sich in zahlreichen Talkshows zur Corona-Pandemie und wurde als prominenter Experte häufig eingeladen und um seine Einschätzung gebeten – insbesondere zur Impfung. Wie unabhängig seine Expertise dabei war, lässt sich nach jüngsten pleiteticker.de-Recherchen mindestens in Zweifel ziehen.
Das ist passiert: Im Frühling 2022 engagierte das Baden-Württembergische Gesundheitsministerium Hirschhausen für eine Impf-Kampagne. Im Rahmen der Initiative #dranbleiben entwickelte das Gesundheitsministerium den sogenannten „Impf-O-Mat“. „Dieser soll Impfvorsichtigen als Entscheidungshilfe dienen“, wie es auf der offiziellen Website des Landes heißt. Präsentiert wird dieser Impf-O-Mat in mehreren kleinen Informationsvideos von der Autorin Natalie Grams-Nobmann und von Eckart von Hirschhausen.
Von Hirschhausen trat für die Kampagne in 30 kleinen Videos mit einer Gesamtlaufzeit von 56 Minuten und 23 Sekunden auf. Pleiteticker.de-Recherchen zeigen exklusiv, dass Hirschhausen dafür ein ungewöhnlich hohes Honorar kassiert hat.
Auf pleiteticker.de-Anfrage erklärte das Sozialministerium von Baden-Württemberg, dass Eckart von Hirschhausen für diese Kampagne ein Honorar „für Beratung und Konzeption“ von sage und schreibe 71.400 Euro erhalten hat.
Pro Videominute erhielt Eckart von Hirschhausen damit rechnerisch über 1260 Euro.
Besonders pikant: Nach außenhin waren Hirschhausen und die Journalistin Natalie Grams-Nobmann gleichberechtigte Gesichter der Kampagne. Während Hirschhausen aber 71.400 Euro kassierte, war es bei Grams-Nobmann lediglich „eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2.585,37 Euro“.
Für die exakt gleiche Leistung kassierte Hirschhausen also ein über 27 mal so hohes Honorar wie seine Kollegin.
Auch von der Bundesregierung kassierte Hirschhausen: Vor wenigen Tagen deckte pleiteticker.de bereits auf, dass Eckart von Hirschhausen mehrere tausend Euro von der Bundesregierung erhalten hat. Konkret ging es hier um Moderationen für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie für das Auswärtige Amt (AA). Vom BMZ erhielt von Hirschhausen knapp 5000 Euro. Die Höhe des Honorars, das er vom Auswärtigen Amt erhielt, ist unklar. (Mehr dazu hier).
Hirschhausens Corona-Rolle: Erhalten hat Hirschhausen das Geld Anfang 2022, also mitten in der Corona-Zeit. Damals exponierte sich Hirschhausen als einer der vehementesten Unterstützer der restriktiven Corona-Politik. Ende 2021 warb er noch bei „Hart aber Fair“ für die Impfung und grenzte Ungeimpfte aus. So erklärte Hirschhausen: „Die Spaltung der Gesellschaft ist eh schon da.“ Außerdem hielt er es „für eine Körperverletzung andere mit seinen ungeschützten Aerosolen zu belästigen“.
Die Impfung bezeichnete er im ARD-Morgenmagazin als „Segen“. Er forderte Ärzten, die ihren Patienten nicht zur Impfung raten würden, die Approbation zu entziehen.
Wie unabhängig kann ein Journalist sein, der für einige kleine Videos ganze 71.400 Euro vom Staat kassiert? Das sind immerhin rund 160 Prozent des Median-Jahreseinkommens der Deutschen. Wie unabhängig kann ein Journalist sein, das parallel Impfwerbung betreibt – für jene Impfung über die er als Wissenschaftsjournalist informieren will.
Eckart von Hirschhausen war auf mehrfache Anfrage nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.