- Der deutsche Heizungsbauer Viessmann wird von dem US-Konzern Carrier Global Corporation übernommen.
- Für Viessmann bringt der Deal hohe Kapitalkraft, für Deutschland die Abhängigkeit vom Ausland in der Wärmewende.
- Wirtschaftsminister Habeck will den Deal überprüfen.
US-Konzern übernimmt: Der US-amerikanische Klimaanlagenhersteller Carrier Global Corporation steht kurz vor der Übernahme des deutschen Heizungsbauers Viessmann. Das deutsche Traditionsunternehmen aus Hessen wird dabei wohl seine Klimasparte einschließlich der lukrativen Wärmepumpen an den US-Konkurrenten verkaufen. Das berichteten zuerst Reuters und das Wall Street Journal, das Handelsblatt hat die Bestätigung erhalten. Inzwischen ist der Kauf offiziell.
Das Geschäft soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Kaufpreis für die Sparte mit rund 11 000 Beschäftigten beläuft sich auf etwa 12 Milliarden Euro. 20 Prozent sollen als Aktienpaket an die verbleibende Viessmann-Gruppe gehen, die damit zu einem der größten Anteilseigner der US-Firma wird.
Viessmann-Abgang betrifft Habecks Wärmewende: Der Abgang von Viessmann betrifft die von Habeck geplante Wärmewende. Denn die für die Heizwende wichtigen Wärmepumpen, die Viessmann herstellt, werden nach Einschätzung von Experten künftig vor allem außerhalb Deutschlands gebaut. Das heißt: Deutschland ist vom Ausland abhängig.
Ein Ergebnis, dass aber auch an der unternehmensfeindlichen Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung liegt. Schon vor dem Verkauf der Klimasparte sei zunehmend im europäischen Ausland investiert worden, berichtet das Münchener Beratungsunternehmen S&B Strategy. Viessmann etwa betrieb in Polen eine Fabrik und plant den Ausbau der Produktion in Polen. Grund sind einfachere Bedingungen im Gegensatz zu Deutschland: Schnellere Genehmigungsverfahren, geringere Energiepreise und niedrigere Lohnkosten.
Deal bringt Viessmann nach vorne: Mit dem Deal geht das Kerngeschäft des Heizungbauers Viessmann im rund fünf Mal so großen Carrier-Konzern auf und erlangt so eine deutlich höhere Kapitalkraft. „Durch den Zusammenschluss entsteht aus einer Position der Stärke heraus ein schnell wachsender Innovationsführer in einem hart umkämpften Markt“, sagte Firmenchef Max Viessmann, der auch einen Sitz im Carrier-Verwaltungsrat erhalten soll.
Der Wärmebereich des Heizungsbauers machte bei Viessmann im vergangenen Jahr 85 Prozent des Umsatzes aus, der für 2022 um 19 Prozent auf den Rekordwert von rund 4 Milliarden Euro angestiegen war. Firmeninhaber Max Viessmann betonte, das ein Großteil des Erlöses des Verkaufs in die verbleibenden Geschäftsbereiche der Viessmann-Gruppe fließen soll. Dazu gehören etwa Kältetechnik, Immobilien und Investment-Tätigkeiten.
Habeck überprüft: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigte an, das Geschäft nochmal zu überprüfen. „Wir werden uns das Vorhaben im Rahmen der vorgesehenen Prüfschritte anschauen und sind im Gespräch mit dem Verkäufer und dem Investor, damit das Projekt unserer Wirtschaft und dem Standort Deutschland dient“, sagte der Grünen-Politiker. Die Vorteile der deutschen Energiepolitik und Gewinne, die damit erwirtschaftet würden, müssten weiter dem Standort Deutschland zugutekommen. Das berichtet die dpa.