- Am Mittwoch sprach der ehemalige US-Präsident Barack Obama in Berlin.
- Irriterend: Der Präsident machte deutlich, dass er Frauen grundsätzlich für die besseren Führungskräfte halte.
- Reduzieren von Frauen auf ihr Geschlecht – ist das nicht sexistisch?
„Ein Abend mit Präsident Barack Obama“ stand am Mittwochabend in großen Buchstaben über den Bühne der Mercedes-Benz-Arena in Berlin. Der Veranstalter hatte auf seiner Webseite ein Gespräch mit dem „berühmtesten Mann der Welt“ angekündigt – ganz so, als wäre der ehemalige US-Präsident nie aus dem Amt geschieden. Auf der großen Bühne plauderte Obama schließlich mit Moderator Klaas Heufer-Umlauf über Gott und die Welt – und die Überlegenheit der Frau im Allgemeinen und Konkreten. Er schwärmte von seiner Frau Michelle und von dem Abendessen mit seiner „alten Freundin“ Angela Merkel am Dienstag. Schließlich setzte Obama folgenden Satz in den Raum: „Es wäre toll, wenn jedes Land für zwei Jahre von Frauen regiert würde, dann wären die Probleme dieser Welt in zwei Jahren gelöst“.
Ein bisschen klingt das nach einem Spruch, den Barack Obama seiner „Freundin“ Merkel ins Poesiealbum schreiben würde. Vermutlich hat der Satz, der eigentlich anbiedernder nicht sein könnte, auch die Herzen vieler deutscher Politikerinnen geöffnet, die normalerweise ihr Tageswerk damit bestreiten, Komplimente und hochtrabende Wortgebilde alter Männer als Sexismus und „Mansplaining“ zu brandmarken.
Deutschland wurde von „Frauenpower“ totregiert
Sieht man diesen Satz jedoch nicht nur als einschleimende Worthülse, ist er gelinde gesagt irritierend. Man fragt sich, was uns Barack Obama damit sagen will. Sind Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts die besseren Führungskräfte? Ganz pauschal, also quasi qua Geburt? Diese These kann schwerlich gehalten werden. Gerade in einem Land, das gerade von 16 Jahren „Frauenpower“ totregiert wurde.
Angela Merkel, erste und bisher einzige Bundeskanzlerin Deutschlands, hat erst kürzlich im Interview mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo deutlich gemacht, dass sie der Meinung ist, in ihrer Amtszeit keine Fehler gemacht zu haben (Pleiteticker.de berichtete). Weder ihre Entscheidung in der Migrationskrise 2015, die Grenzen nicht zu schützen, noch ihre Energiepolitik, die Deutschland abhängig von russischem Gas machte, sieht „Mutti Merkel“ kritisch. Und das sind noch lange nicht alle politischen Entscheidungen Merkels, die von vielen Deutschen inzwischen als falsch, wenn nicht zerstörerisch gesehen werden.
Merkel ist jedoch bei Weitem nicht die einzige Staatsfrau, von der man sagen kann, dass ihre Politik mehr Schaden als Nutzen gebracht hat. Erst Kürzlich hat der Journalist Gabor Steingart einen vernichtenden Artikel über EZB-Präsentin Christine Lagarde geschrieben, der wohl vielen aus der Seele gesprochen hat. „Keine Firma, kein Institut und auch keine Notenbank publizierte so hartnäckig so viele Fehlprognosen wie die EZB unter Christine Lagarde“, heißt es dort. Steingart wirft Lagarde vor, viel zu lange die sich bereits ankündigende Inflation heruntergespielt und an der Niedrigzinspolitik festgehalten zu haben. Erst mit erheblicher Zeitverzögerung habe die EZB unter Lagarde auf die zunehmend dramatische Inflation reagiert und im Juni 2022 erstmals die Zinsen erhöht – deutlich später als die amerikanischen und britischen Zentralbanken.
Merkel, Lagarde, Lambrecht – die Liste ist lang
Besonders interessant ist ein von Steingart angeführtes Zitat Lagardes, das in einem Gespräch mit einem französischen Frauenmagazin über ihre Lesegewohnheiten gefallen ist: „Ich lese derzeit sowohl James Joyces Ulysses als auch Homers Odyssee sowie einige Bücher über Wirtschaft, die aber, ehrlich gesagt, nicht ganz so gut zu lesen sind.“ Manche mögen hier eine erfrischend ehrliche Dame sehen – andere sehen eine Frau, die für die Position der EZB-Präsidentin kaum ungeeigneter sein könnte.
Erwähnt werden sollten natürlich auch die beiden Bundesministerinnen, die bereits aus dem Kabinett Scholz zurücktreten mussten. Ex-Familienministerin Anne Spiegel und Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht haben beide auf sehr einprägsame Art ihre Inkompetenz für ihre Position öffentlich unter Beweis gestellt. Spiegel hielt es für legitim, ihr Totalversagen bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei dem 134 Menschen ums Leben kamen, mit privaten Gründen zu entschuldigen. Christine Lambrecht krönte ihre kurze von zahlreichen peinlichen Auftritten gesäumte Amtszeit mit einer Rücktrittserklärung, in der sie kurzerhand den Medien die Schuld für ihr Versagen als Verteidigungsministerin gab.
Herr Obama, ist das nicht Sexismus?
Die Liste Leid bringender weiblicher Führungskräfte ließe sich noch lang fortsetzen. Für einen runden Abgang sollte noch Queen Mary I erwähnt werden – zwischen 1553 bis 1558 machte sich die Königin von England in ihrer kurzen Amtszeit einen Namen, indem sie Hunderte Protestanten am Pfahl verbrennen ließ. Noch heute ist sie als „Bloody Mary“ bekannt, auch eine wahre Powerfrau!
Vermutlich weiß Barack Obama das alles. Und man muss ihm ja zugute halten: Es gibt kein Gesetz, das Schleimerei verbietet. Eine Fagen muss sich der Ex-Präsident jedoch gefallen lassen: Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts als die besseren Führungskräfte zu bezeichnen – und nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten – ist das nicht Sexismus? Die dunkle Macht des Patriarchats scheint auch in den USA noch nicht überwunden.