
Politisch korrekt soll man heute von „Geflüchteten“ sprechen. Jetzt stellt sich das UN-Flüchtlingswerk gegen den Begriff: Er sei „abwertend“, banal und rechtlich falsch.
Politisch korrekt soll man heute von „Geflüchteten“ sprechen. Der Vorwurf lautet: Das Wort „Flüchtling“ habe eine „bedenkliche Wortstruktur“, deren Endung ‑ling sich in vorwiegend negativ konnotierten Wörtern wie „Fiesling“ wiederfinde. „Geflüchteter“ lässt sich leichter gendern, ist „hipper“, „moderner“ und „woker“. Doch der UNHCR, das UN-Flüchtlingshilfswerk, kann nichts mit dem Begriff anfangen und kritisiert ihn scharf.
„Wir betrachten das Wort ,Geflüchtete‘ als abwertend und benutzen es nicht“, sagte der UNHCR-Sprecher in Deutschland, Chris Melzer. Er hält den Begriff „Geflüchtete“ für zu banal. „Wir sind alle schon einmal vor irgendetwas geflüchtet, sei es vor einem Regenguss, einer unangenehmen Pflicht oder etwas anderem“, sagt er. Ein Geflüchteter sei zum Beispiel auch ein Straftäter, der vor der Polizei flüchtet oder aus dem Gefängnis ausgebrochen sei. „Kriminelle oder vor einem Regenguss Geflüchtete in einen Topf mit Menschen zu werfen, die wegen Widerstands gegen ein Regime oder vor einem Krieg fliehen mussten, um das nackte Leben zu retten, ist unangemessen“, sagt Melzer. Das Argument, Wörter mit der Endung „ling“ seien herabwürdigend, weil auch Feigling oder Dümmling so enden, lässt er nicht gelten. Schließlich gebe es auch „Liebling“.
„Flüchtling“ sei dagegen „quasi ein geschützter Begriff“. „Er ist durch die Genfer Flüchtlingskonvention seit mehr als 70 Jahren fest definiert und hat eine Schärfe und Stärke, die Menschen schützt.“ „Wer ‚Flüchtling’ sagt, transportiert auch den historischen und rechtlichen Bedeutungshorizont“, mahnt auch die linke Migrationsorganisation „ProAsyl“. „Geflüchteter“ hat hingegen rechtlich keine Bedeutung: Juristisch gibt es den Begriff nicht.