„Freiheit“ ist die Floskel des Jahres 2022 – findet Floskelwolke. Floskelwolke ist eine „sprach- und medienkritische Initiative“, wie die Tagesschau schreibt. Das größte öffentlich-rechtliche Medium greift die Kür freudig auf, so wie auch das ZDF.
Was die beiden großen Öffentlich-Rechtlichen verschweigen: Einer der beiden Köpfe hinter Floskelwolke, Udo Stiehl, arbeitet für sie. Stiehl ist als freier Redakteur für den WDR tätig, arbeitet auch für den Deutschlandfunk. Dass ein Verantwortlicher des Projekts seit mehr als zwei Jahrzehnten für die ARD arbeitet, hielt man bei der Tagesschau nicht für erwähnenswert. Dabei setzt man sich in den selbstgesteckten „Compliance-Richtlinien“ der ARD doch folgendes Ziel: „Wir wollen die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in unsere journalistischen Inhalte und die Protagonisten unserer Programme stärken„.
Wir wollten auch vor diesem Hintergrund von der Redaktion wissen, warum man die ARD– und Deutschlandfunk-Tätigkeit von Udo Stiehl vor den Lesern verschleiert. Auch warum die Tagesschau einem relativ kleinen Projekt von zwei Einzelpersonen offenbar „überregionale Relevanz“ einräumt und darüber so positiv berichtet, fragten wir an. Die Tagesschau äußerte sich jedoch nicht.
Der zweite Mann hinter Floskelwolke ist Sebastian Pertsch. Pertsch ist Autor und laut Eigenbezeichnung Journalist – Bekanntheit erlangte er allerdings vor allem über seinen Twitter-Auftritt. Dort verfiel er über Jahre immer wieder in schwerstes Cholerikertum, beschimpfte Nutzer, aber auch Journalistenkollegen, immer wieder als „Trottel“ oder „feiges Arschloch“. Höhepunkt seiner Hetze in den Sozialen Medien war ein Tweet aus dem Jahr 2015, in dem er forderte, „rechte Arschlöcher“ anzuzünden.
Man habe nichts gegen „Freiheit“, beteuern die beiden Herren von Floskelwolke: Der Freiheitsbegriff werde aber „entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern“. Als Beispiel dafür führt man unter anderem die FDP an. Eine Rechtfertigung, die der Chef der NZZ Deutschland als „DDR-Sound vom feinsten“ beschreibt.
Floskelwolke scheint ohnehin ein Problem mit liberalen Begrifflichkeiten zu haben: 2021 erhielt „Eigenverantwortung“ den Negativpreis.