Finnland hat gewählt. Und statt Medienliebling und bisherige Ministerpräsidentin Sanna Marin, sind die konservativen Parteien der große Wahlgewinner. Dabei feierten deutsche Medien Marin wie kaum eine andere Politikerin.
Die bisherige Ministerpräsidentin von Finnland, Sanna Marin, wurde bei den Wahlen besiegt. Sie gewann zwar prozentual minimal dazu, liegt aber trotzdem eindeutig hinter ihren beiden Konkurrenten der liberal-konservativen Nationalkoalition von Petteri Orpo und den nationalkonservativen Finnen-Partei (früher: Wahre Finnen) von Riikka Purra, die zusammen wohl eine konservative Koalitionsregierung bilden werden und damit die Sozialdemokraten samt Marin in die Opposition zu zwingen.
Marin wurde als Lichtgestalt propagiert
Informiert man sich ausschließlich durch deutsche Medien über die Politik der Welt, dann kommt die Abwahl der Ministerpräsidentin für einen sehr überraschend. Denn Sanna Marin war hierzulande der Liebling der Medien.
Ein Skandal um ein Partyvideo, das Marin beim ausgelassenen Feiern mit einer Gruppe von Freunden zeigte, wurde ihr hier mit Leichtigkeit verziehen, sie wurde sogar gelobt. Auch für Bilder aus ihrem Amtssitz in Helsinki, auf denen eine finnische Influencerin und eine weitere Frau zu sehen waren, die sich küssen und ihre Brüste mit einem Schild mit der englischen Aufschrift „Finland“ bedecken, reichte eine Entschuldigung der Ministerpräsidentin. Der Deutschlandfunk Kultur nannte sie „Powerfrau“, der Spiegel titelte heute mit „Lichtgestalt a. D.“ über ihre Niederlage, Tagesspiegel schrieb wie Marin „die Herzen Europas“ gewann. Kaum eine andere Politikerin aus dem Ausland genoss solche Wohlgesonnenheit wie Marin.
Politische Fehler wurden ignoriert
Ignorieren tat man dabei die Politik, die Marin in ihrer Amtszeit vorantrieb.
Wegen der massiven Bandengewalt im Nachbarland Schweden blickten immer mehr Finnen skeptisch auf eine offene Einwanderungspolitik – Marin war immer für eine offene Politik. Die ablehnende Position der rechtskonservativen Partei „Die Finnen“ nannte Marin eine „offen rassistische“ Position. Mit zunehmender Sorge der Bürger, sahen sie sich gezwungen konservativ zu wählen.
Auch in der Wirtschaftspolitik machte Marin aus Sicht der Finnen Fehler. Die Nationale Koalition warf Marins Regierung etwa unverantwortlich hohe Ausgaben vor. Bei Amtsantritt 2019 lag die finnische Schuldenquote noch bei rund 64 Prozent des BIP – aktuell bei 73 Prozent.
Dazu stand Sanna Marin für eine extrem woke Politik: Marin beschloss ein neues Transgesetz, das Menschen die Möglichkeit gab, beliebig ihr Geschlecht zu wechseln. Es wäre ihr Herzensprojekt gewesen, dieses Trans-Gesetz zu ändern, schrieb der Spiegel damals. Für viele Finnen nicht die richtige Politik, der Wahlsieg der konservativen Kräfte ist das klarste Indiz dafür.
Der deutsche Blick lag falsch
All das Abfeiern der Ministerpräsidentin hat am Ende nichts gebracht. Verräterisch dafür, dass deutsche Medien immer öfter in der Rezeption anderer Länder daneben liegen. So ist man immer öfter irritiert, wenn die Menschen dann nicht das wählen, woran man so fest geglaubt hatte.
Der verteufelte ungarische Präsident Orban gewinnt Wahlen, die als Faschistin bezeichnete Meloni genießt in Italien großes Ansehen- all das passt einem nicht in das Weltbild. Und auch hier ist es erneut der Fall: In den meisten großen Medienhäuser mag man es nicht verstehen wollen, aber Sanna Marin war scheinbar doch nicht die schillernde Lichtfigur, zu der sie hier gemacht wurde.