Nancy Faeser (SPD) will Ministerpräsidentin von Hessen werden, bestätigt sie dem Spiegel. Ihren Posten als Innenministerin will sie aber auch behalten – für den Fall, dass sie die Wahl in Hessen verliert.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat angekündigt, als Ministerpräsidentin in Hessen zu kandidieren. Sie stehe für den Wahlkampf als Spitzenkandidatin bereit erklärte sie dem Spiegel. Sie werde am Freitag auf dem Hessengipfel ihre Spitzenkandidatur verkünden, heißt es.
Ihren Posten als Bundesinnenministerin will Faeser während des Wahlkampfes für das Amt in Hessen nicht aufgeben, sagt sie im Spiegel-Interview. „Ich habe in sehr schwierigen Zeiten Verantwortung für ein sehr schwieriges Amt übernommen“, so Faeser. „Und diese Verantwortung gebietet es mir, dass ich meine Aufgaben ebenso klar und ernsthaft wie bislang erfülle. Deswegen bleibe ich Bundesinnenministerin.“
Faeser sichert sich ab, aus „Respekt vor den Wählern“
In einem Schreiben an die Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums, das Pleiteticker vorliegt, schreibt sie: „Ich bewerbe mich bei den Hessinnen und Hessen um das Amt der Ministerpräsidentin. Ich möchte gestalten, ich möchte Verantwortung tragen. Oppositionsführerin war ich schon. Wenn die Wählerinnen und Wähler sich anders entscheiden, werde ich weiterhin als Bundesinnenministerin meiner Verantwortung gerecht werden.“
„Das gebührt der Respekt vor dem Amt und den Wählerinnen und Wählern“, so Faesers Rechtfertigung warum sie selbst bei einer Niederlage Bundesinnenministerin bleiben will.
„Sie muss zurücktreten“
Kritiker meinen: Die SPD-Politikerin sichert sich nach allen Seiten ab, will auf Kosten der Bürger absolut kein Risiko eingehen.
Thorsten Frei (CDU), Parlamentarischer Geschäftsführer der Unions-Fraktion dazu in Bild: „Strebt Frau Faeser ein anderes Amt an, muss sie konsequenterweise von ihren bisherigen Aufgaben zurücktreten. Das Amt der Innenministerin verlangt volle Aufmerksamkeit.“
Das Bundesinnenministerium sei „keine geeignete Wahlkampfbühne in diesen ernsten Zeiten“, erklärte auch der Vizevorsitzende der FDP, Wolfgang Kubicki, im Handelsblatt.
Kritisiert wird Faesers Strategie auch von Stefan Müller, Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag: „Ob der Vollzeitjob der Bundesinnenministerin in Berlin mit einem zeitintensiven Wahlkampf in Hessen zusammengeht, ist mehr als fraglich“, sagte er dem Handelsblatt. Gewählt wird in Hessen am 8. Oktober.