
Hunderte Apotheken müssen jedes Jahr deutschlandweit schließen. Die Filialen stehen schon lange unter Druck. Nun droht die Branche wegen Lieferengpässen und der hohen Energiekosten zusammenzubrechen. Pleiteticker.de sprach mit dem Apothekerverband Brandenburg über die Probleme.
„Apotheken müssen die Preis- und Lohnkosten selbst abfangen.“ sagt Mathias Braband-Trabandt vom Apothekerverband Brandenburg. Hilfe von der Politik kommt keine. Die Apotheken sind auf sich alleine gestellt und durch die aktuelle Energie- und Inflationslage überlastet. Der Trend bei den Apothekenschließungen ginge daher nach oben. Ins Geld gingen zum Beispiel die Kosten für die Klimatisierung der Apotheken hoch; die Temperaturen dürfen für eine sachgerechte Lagerung nicht über 25 °C ansteigen. Ein weiterer Grund: Apotheken sind bei der Preisgestaltung teilweise eingeschränkt. Sie können Margen nur geringfügig vergrößern. Sie erhalten bei verkauften verschriebenen Medikamenten 8,50 Euro und einen prozentualen Aufschlag.
In Deutschland schließen jedes Jahr 300 bis 400 Apotheken. Der Trend ist schon seit langem konstant. Die Anzahl der Apotheken deutschlandweit hat seit den 2000er-Jahren um 3.000, von 21.000 auf 18.000 abgenommen. In Brandenburg ist das Apothekensterben in diesem Jahr besonders massiv. In dem Bundesland mit ca. 2,5 Millionen Einwohnern werden bis zum Ende dieses Jahres ganze 30 Apotheken schließen. Statt 580 sollen nur noch 550 Fachgeschäfte die Brandenburger versorgen, wie der Apothekerverband Brandenburg berichtet. Innerhalb nur eines Jahres sterben damit mehr als 5 Prozent der Apotheken im Bundesland.
Zur gleichen Zeit stehen die Geschäfte vor schwerwiegenden Lieferengpässen. Zurzeit seien 300 Medikamenten nicht lieferbar, so Braband-Trabandt. Am bekanntesten ist das Problem bei Fiebersäften für Kinder. Seit dem Spätsommer bestünden die Schwierigkeiten. Für die Apotheken: Eine zeitliche Herausforderung. Feststellen, welche Medikamente nicht lieferbar sind und Ersatz finden, sei für sie eine Mehrbelastung. Fiebersaft für Kinder stellen sie mittlerweile oft selbst aus paracetamolhaltigen Tabletten her, um den Kunden einen Ersatz anbieten zu können. Dies ist aber mit weiterer Arbeit verknüpft und auch die Qualität der Medikamente leidet teilweise darunter
Die Apotheken stehen vor gewaltigen Herausforderung. Deutschland, das seine Tage als „Apotheke der Welt“ längst hinter sich gelassen hat, muss inzwischen die Medikamente aus aller Welt, vor allem aus Südostasien importieren. Doch die Lieferketten sind fragil. Hinzu kommen Sorgen wegen der Energiekrise und wegen des demographischen Wandels. Jüngere bestellen ihre Medikamente immer öfter über Online-Portal. Doch von der Politik kommt keine Hilfe. Ganz im Gegenteil: Sie wirft den Apothekern sogar noch Steine in den Weg. 2 Jahre lang wurde die Filialen hierzulande mit teils absurden Corona-Maßnahmen gegängelt.