- Er ist der Vater der Wärmepumpen-Wende, Angst vor dem Klimawandel ist sein Karriere-Garant: Patrick Graichen setzt politische Ziele gerne mithilfe von Panik-Prognosen durch.
- Bereits in der Corona-Krise zeigte Habecks Staatssekretär eine hohe Affinität zu Horror-Prognosen – von denen die meisten so selbstüberzeugt wie falsch waren.
- Wir haben seine irrsten Corona-Tweets gesammelt.
„Es ist kaum zu fassen. Eine Katastrophe mit Ansage”, kommentierte der 51-Jährige am 26. November 2021 einen Tweet des 1.FC Köln, der ankündigte: Die Partie gegen Borussia Mönchengladbach am folgenden Tag werde unter Vollauslastung stattfinden. Als Graichen seinen entsetzten Tweet absetzte, stiegen die Corona-Zahlen in Köln gerade steil an.
Was dann passierte: Genau 11 Tage nach der Partie, die Köln vor 50.000 Zuschauern mit 4:1 für sich entschied, erreichte die Inzidenz der Stadt ihren vorläufigen Höchstwert – und fiel ab dem nächsten Tag steil ab.
Bereits ein Jahr zuvor, im Dezember 2020 kommentierte er einen Tweet von Zero-Covid-Papst Yaneer Bar-Yam, in dem dieser eine zu lasche Corona-Eindämmungsstrategie kritisierte, mit den Worten: „Dieser Thread hier bringt das ganze Drama der deutschen Corona-Politik auf den Punkt.”
Der Physiker Bar-Yam ist so etwas wie ein Guru des Zero-Covid-Kults, einer wissenschaftsfeindlichen Ideologie, deren Anhänger glauben, dass Atemwegsviren sich dauerhaft eindämmen lassen, indem man Menschen je nach Infektionsstatus in Zonen verteilt.
„Tausende zusätzliche Tote”
Klingt nach Lauterbach, ist aber Graichen: Am 26. März 2021 warnte der heutige Staatssekretär bei einer Inzidenz von 124 vor “Stimmungsmache”, die zu Lockerungen geführt habe: „Dafür rennen wir jetzt quasi ungebremst in die 3. Welle hinein, mit Tausenden zusätzlichen Toten im Mai/Juni. Es ist zum Verzweifeln.”
Doch die Lockerungen wurden nicht zurückgenommen. Die Welle erreichte einen Monat später, am 26. April, bei einer Inzidenz von 169 ihren Höhepunkt und fiel dann kontinuierlich ab – bevor die drei Tage zuvor in Kraft getretene „Bundesnotbremse“ überhaupt eine „Wirkung” hätte entfalten können.
Ein Blick in die Todesstatistik zeigt: Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit Covid-19 starben, war im Mai und Juni im Gegensatz zu den Vormonaten deutlich geringer.
Graichen gegen Schulöffnungen
Auch gegen Schulöffnungen machte sich Graichen stark. Im Januar 2021 schrieb er: “Wie gut, dass @regberlin und @SenBJF gestern ihre Haltung zur Schulöffnung ab Montag revidiert haben. Die Zahlen in Berlin und Branden gehen steil nach oben, müssen aber deutlich nach unten. Nicht auszudenken, was passiert, wenn #B117 auf einer Inzidenz von 200 aufsetzen kann.”
Dass Schulen keine Pandemietreiber sind, war zu jenem Zeitpunkt bereits bekannt. Vor Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Lebensbereichen durch Schulschließungen warnten Experten bereits damals.
Immer wieder forderte Graichen Corona-Maßnahmen und ein härteres Durchgreifen der Bundesregierung, beispielsweise Ende 2021, als er twitterte: „Österreich ist Deutschland in den Fallzahlen etwa 2 Wochen voraus. Beschluss heute: Lockdown und Impfpflicht. Mal sehen, wann wir da sind.”
In mehreren Tweets sprach sich Habecks Staatssekretär Ende 2021 für eine Impfpflicht aus. Und das, obwohl ein langfristiger Übertragungsschutz durch Covid-Impfungen von Anfang an eine Wunschvorstellung war, für die es nie Anhaltspunkte gab. In den Zulassungsstudien war ein möglicher Fremdschutz der Covid-Impfungen überhaupt nicht untersucht worden.