In Wermelskirchen bildet die Stadtverwaltung ihre Bürger zu „Energie-Scouts“ aus – diese sollen „Multiplikatoren“ sein und den Nachbarn beim Stromsparen helfen oder im Büro die Kollegen auch mal auf Dinge aufmerksam machen. Der staatlich zertifizierte Stromspar-Schnüffler wird sogar mit einem offiziellen Energie-Scout-Ausweis geadelt. Das Rathaus hat noch weitere Ideen, unter anderem hat Bürgermeisterin Marion Lück höchstpersönlich Sanduhren an die Bürger verteilt, damit die Duschzeit leichter kontrolliert werden kann.
„Wermelskirchen dreht ab.“ So heißt das Programm, mit dem die Gemeinde in Nordrhein-Westfalen Strom sparen möchte. „Wermelskirchen dreht ab“ – und zwar nicht nur ein bisschen, sondern so richtig…
„Die Idee ist dabei, dass sich die Bürgerinnen und Bürger gegenseitig unterstützen und helfen, damit wir alle gemeinsam besser durch den Herbst und Winter kommen.“ So erklärt Bürgermeisterin Marion Lück ihre Initiative. Ein Schelm, wer dabei eine Corona-Parallele findet. „Gegenseitig unterstützen“ und „gemeinsam besser durch den Herbst und Winter kommen“ sind ziemlich genau die Worthülsen, die Nachbarn zu Spitzeln gemacht haben, die die Polizei zu Lockdown-Brechern geschickt haben.
Kennen Sie noch die kleinen Sanduhren, mit denen man Kindern beibringt, sich lange genug die Zähne zu putzen? In Wermelskirchen erleben die kleinen „Helferlein“ im Zuge der Energiespar-Kampagne gerade ihr großes Comeback. Bürgermeisterin Lück verteilte auf der Dorfkirmes neben Postkarten mit Lebensweisheiten („Sparduschköpfe verbrauchen weniger Wasser“ oder „Abschalten ist in, Stand-by-Modus ist out“) liebevoll verpackte 3-Minuten-Dusch-Uhren. Der Duschzeiten-Kontrolleur als Beitrag zum kollektiven Energiesparen: „Jede Kilowattstunde, die jetzt nicht verbraucht wird, hilft allen in der Stadt dabei, besser durch den Herbst und Winter zu kommen! Außerdem sparen wir alle dabei Geld.“ Die Bürgermeisterin als mahnende Bürger-Mama, die die Dusch-Zeit genau im Blick hat.
Aber zurück zu den „Energie-Scouts“. Das Wort „Scout“ bedeutet soviel wie: auskundschaften oder aufklären – und genau darum geht es. Die Stadt bildet Menschen aus, die sich auf die Spurensuche von Wärme- und Energiefressern begeben. Menschen, die jede Energieverschwendung genau auskundschaften und aufklären.
WIR HABEN NACHGEFRAGT: Bevor man sich selbst als staatlich zertifizierter „Energie-Scout” bezeichnen kann, muss eine zweistündige Schulung absolviert werden, die von der Stadt Wermelskirchen organisiert wird.
Wie pleiteticker.de am Telefon erfuhr, gibt es nach erfolgreichem Abschluss (keine Ahnung, wie man durchfällt …) einen Energie-Scout-Ausweis. Sie sind dann amtlicher Strompreis-Schnüffler mit Segen aus dem Rathaus.
Das Ziel: Durch den Ausweis sollen die Bürger wissen, wem sie in Sachen Energiesparen vertrauen sollen und wem nicht. Die „Energie-Scouts“ sollen nach dem Kurs „andere hilfesuchende Bürgerinnen und Bürger in deren Wohnungen dabei unterstützen, auf die Suche nach Strom- oder Wärmefressern zu gehen“, heißt es auf der Homepage der Stadt.
Was „hilfesuchend” genau bedeutet, bleibt offen.