
Über die US-Journalistin Bari Weiss machte Elon Musk die nächste Twitter-Enthüllung publik: Trotz anderweitiger Beteuerung verschiedener Twitter-Manager, teilweise unter Eid vor dem US-Kongress, betrieb der Social Media-Konzern geheime „schwarze Listen“ für unliebsame Accounts, deren Reichweite und Sichtbarkeit massiv gedrosselt wurde.
Die Behauptung Twitter würde „shadow banning“ betreiben, also die Sichtbarkeit und Reichweite von Tweets bestimmter Accounts drosseln, galt lange als rechte Fake News. Weitere jetzt von Twitter-Eigentümer Musk veröffentlichte Dokumente zeigen, dass Twitter intern tatsächlich ganz gezielt bestimmte Accounts auf verschiedene „schwarze Listen“ setzte.
Die „schwarzen Listen“ von Twitter
Betroffen davon waren u.a. der Accounts des Lockdown-kritischen Standford Professors Dr. Jay Bhattacharya, er landete auf der „Trends Blacklist“, d.h. seine Tweets konnten nicht in den „Twitter Trends“ auftauchen, und damit im Grunde nicht viral gehen.
Auf der „Search Blacklist“ landete derweil der konservative US-Radiomoderator Dan Bongino, damit konnte sein Account nicht so einfach per Twitter-Suche gefunden werden. Der konservative Aktivist Charlie Kirk kam derweil auf die „Do Not Amplify“-List (zu dt. „nicht verstärken“) womit seine Tweets an Reichweite verloren.
All diese Methoden sind im Grunde nichts anderes als das Twitter oft vorgeworfene „shadow banning“ (zu dt. in etwa „heimliches Verbannen“). Eine Praxis die Twitter-Manager aber immer wieder bestritten – sogar unter Eid vor dem US-Kongress. Statt „shadow banning“ bekam dieses Vorgehen intern den Titel „Visibility Filering“ (zu dt. „Sichtbarkeit filtern“).
„Betrachten Sie Sichtbarkeitsfilter als eine Möglichkeit für uns, das zu unterdrücken, was die Leute auf verschiedenen Ebenen sehen. Es ist ein sehr mächtiges Tool“, erklärte ein leitender Twitter-Mitarbeiter gegenüber Bari Weiss. „Wir kontrollieren die Sichtbarkeit ziemlich stark. Und wir kontrollieren die Verstärkung der Inhalte ziemlich genau. Und normale Menschen wissen nicht, wie viel wir tun.“
Das Twitter-Politbüro blockierte unliebsame Accounts
Für die kontroversesten Accounts gab es dabei einen besonders engen Zirkel, der die Entscheidungen über die verschiedenen „shadow banning“-Methoden traf, der „Site Integrity Policy, Policy Escalation Support“, kurz „SIP-PES“. Darin saß der jeweilige Twitter-CEO, Jack Dorsey später Parag Agrawal, und die Chefs für „Legal, Policy, and Trust“, Vijaya Gadde, und „Trust & Safety“, Yoel Roth. Dort wurden die politisch heikelsten Entscheidungen für die wichtigsten Accounts getroffen.
Unter anderem diskutiert wurde dort der Account „Libs of TikTok“ von einer konservativen Aktivistin, die dort Videos von radikal linken Genderaktivisten postet. Über ihren Account entschied Twitters geheimer Manager-Zirkel. Im System wurde neben ihrem Platz auf der „Trends Blacklist“ auch „Ergreifen Sie keine Maßnahmen für Nutzer ohne Rücksprache mit SIP-PES“ markiert.
„Libs of TikTok“ wurde zusätzlich mehrfach gesperrt, obwohl es dafür eigentlich gar keine Rechtfertigung gab, wie Twitter-Mitarbeiter bestätigen. Der Account habe „sich nicht direkt an Verhaltensweisen beteiligt, die gegen die Richtlinie zu hasserfülltem Verhalten verstoßen“ gab eine interne Memo des „SIP-PES“-Teams zu.
Die fehlende Rechtfertigung war vielen wohl bewusst, weswegen sich etwa Yoel Roth, „Trust & Safety“-Chef, in internen Slack-Nachrichten für eine Ausweitung von „Nicht-Entfernungs-Policy-Interventionen wie Deaktivierung von Engagements und Deamplification/Sichtbarkeitsfilterung“ aussprach.
All diese Enthüllungen von Musk werfen damit ein schockierendes, völlig neues Licht auf die politisierten und häufig willkürlichen Vorgänge bei Twitter – einen Verdacht den es länger gab, aber bisher nur als Verschwörungstheorie abgetan wurde. Musk betonte daher in den letzten Tagen immer wieder: Volle Transparenz bei Twitter ist jetzt notwendig, um das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen.