100 Firmen, 12.000 Arbeitsplätze: In Leuna ist wegen der Energiepreis-Explosion nicht weniger als die Tradition und Existenz eines ganzen Industrie-Standortes in Gefahr.
Die Stadt in Sachsen-Anhalt ist bekannt für ihre Chemieindustrie. Im Chemiepark Leuna produzieren verschiedene Unternehmen im Verbund. Die hohen Strompreise stürzen eine ganze Stadt in die Krise: „Wir haben über den Schnitt der Betriebe am Standort aktuell Produktionseinschränkungen von ungefähr 50 Prozent“, erklärte der Geschäftsführer der Infraleuna GmbH, Christof Günther. „Wir haben eine Situation, wo die chemische Industrie nicht mehr wirtschaftlich arbeiten kann und wo wir dringend Unterstützung brauchen“, so Günther weiter. Die Firmen vor Ort sind auf Hilfe durch die Politik angewiesen, „denn es leuchtet jedem ein, dass ein defizitärer Anlagen-Betrieb nur sehr begrenzte Zeit aufrechterhalten werden kann“.
Da die Chemieunternehmen in Leuna im Verbund produzieren, kann der Produktionsausfall geschweige denn die Insolvenz nur eines Unternehmens dutzende weitere mit in den Abgrund reißen. „Wenn eine solche Entwicklung einsetzt, ist das ein Dominoeffekt, der dazu führt, dass die chemische Industrie nicht nur in Leuna, sondern im gesamten mitteldeutschen Chemiedreieck in Mitleidenschaft gezogen wird“, führt Christof Günther aus. Dann stünde ein Abriss der Lieferketten bevor, „den sich niemand ausmalen kann im Moment“. Die gesamte nachfolgende Industrie wie Elektrotechnik, Maschinenbau, Land- und Bauwirtschaft bekämen die Auswirkungen zu spüren.
Um den Industriestandort zu retten, fordert Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, günstigere Energiepreise. „Wir brauchen aus allen Quellen, derer wir Herr werden können, mehr Energie im Markt. Gas und Strom. Das ist die wichtigste politische Botschaft zunächst einmal.“ Atom und Kohlekraftwerke dürften nicht abgeschaltet werden. Gegebenenfalls solle man sogar auf heimisches Schiefergas setzen. „Wir müssen alles, alles, was wir kriegen können, an den Markt bringen, damit die Preise fallen. Wenn die nicht fallen, ist es nicht zu bezahlen,“ erklärt Brockmeier.
Durch die Weigerung von Habeck & Co., die Atomkraftwerke auch künftig zu betreiben, droht eine ganze Region zu sterben. Vergangene Woche gingen schon 500 Mitarbeiter auf die Straße. Ihr Protest richtet sich gegen die Bundesregierung und deren Energiepolitik, die die wirtschaftliche Existenz des Chemieparks Leuna bedroht und die dortigen Unternehmen in den Ruin treibt. Eine weitere Demonstration wurde bereits angekündigt.