98 Prozent Migrationshintergrund und Einschulungen ohne Deutschkenntnisse: An einer Grundschule im Norden Ludwigshafens zeigt sich brennglasartig Integrationsversagen.
Gibt es Stadtteile in Deutschland, die man als „verloren“ bezeichnen könnte – in denen die Integration derart gescheitert ist, dass trivialste Dinge wie Schulbildung nicht gewährleistet werden können? Selbstverständlich, und bisher verband man entsprechende Integrationsdefizite mit Orten Berlin-Neukölln, Duisburg-Marxloh oder Essen-Altendorf. Seit gestern wissen wir: auch mit Ludwigshafen-Hemshof.
Wie der SWR berichtet, müssen in der dortigen Gräfenauschule 40 Schüler die erste Klasse wiederholen. Dies seien „zwei [ganze] Klassen“, so Schuldirektorin Barbara Mächtle. An dieser Grundschule besitzen laut Direktion 98 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Zahlreiche von ihnen würden eingeschult, ohne Deutsch zu sprechen. Zudem käme aus Elternhäusern kaum Unterstützung, so Mächtle, und den Erziehungsberechtigten fehlte nicht selten selbst grundlegende Bildung. Dies führe dazu, dass viele Kinder den Unterricht verschliefen oder Hausaufgaben nicht erledigten.
Der Hemshof gilt als multikulturellster Stadtteil Ludwigshafen und Brennpunktviertel. Im Stadtteil im Norden der BASF-Stadt liegt der Ausländeranteil bei mehr als 50 Prozent liegt; rechnet man die Menschen mit ausländischen Wurzeln hinzu dazu sind sogar drei Viertel der Bewohnerschaft nicht-deutsch. Immer wieder kam es dort in Vergangenheit zu Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen migrantischen Gruppen.
Dem Bericht des SWR zufolge habe sich das Problem durch die Corona-Krise nochmals verschärft. Durch geschlossene Kitas und abgesperrte Spielplätze konnten Kinder die Wohnung kaum verlassen, um sich mit Freunden und Gleichaltrigen zu treffen. Wie Direktorin Mächtle zudem hervorhob, brauche es zudem mehr Kita-Plätze in Ludwigshafen und mehr Lehrer.