Die nächste Bundestagswahl ist, sofern die Ampel nicht vorher auseinander fliegt, im Herbst 2025. Klingt weit weg? Ist es aber nicht. Im neuen Jahr werden die Weichen der Macht gestellt. Und ich fürchte: Robert Habeck macht das Kanzleramt klar.
Warum? Weil am Ende dann doch Personen, und nicht Parteiprogramme gewählt werden. Und da hat Robert Habeck die besten Chancen auf Erfolg.
Bis zur nächsten Wahl haben die allermeisten SPD-Wähler, inklusive Olaf Scholz, vergessen, dass die Sozialdemokraten den Kanzler stellen. Scholz wird als das blasseste Regierungschef aller Zeiten in die Geschichte eingehen und als erster Kanzler OHNE Amtsbonus in den Wahlkampf ziehen. Es heißt ja immer, Krise ist Kanzlerzeit. Im Fall Scholz gilt: Krise ist Halbwertszeit.
Im Scholz-Schatten schwingen sich aktuell zwei Grüne Minister zu einem Höhenflug auf: Annalena Baerbock rangiert im ZDF-Politbarometer auf Platz 1, Robert Habeck folgt knapp dahinter auf Platz 2. Beurteilt wird nach „Sympathie und Leistung“. Das mit der Leistung ist deshalb spannend, weil: Annalena Baerbock als Außeministerin de facto keinen für den deutschen Alltag vorzeigbaren Arbeitsnachweis hat. Sie ist also einfach nur beliebt. Robert Habeck dagegen schießt einen Wirtschafts-Bock nach dem anderen – jetzt überlegen Sie mal, wie beliebt er ohne politische Fehltritte wäre.
Habeck hat Baerbock einmal den Vortritt gelassen bei der grünen K-Frage. Er hat sie im Wahlkampf kläglich scheitern sehen. Und die Füße still gehalten. 2023 wird sein Jahr: Er wird seinen Machtanspruch bei den Grünen zementieren und ist als wuscheliger Krisen-Manager weiter medial präsent.
Egal, wie gruselig seine Positionen (Atomkraft) für die deutsche Wirtschaft oder peinlich seine Auftritte („Dann sind die nicht insolvent automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen“) auf viele Menschen in diesem Land wirken: Grünen-Wähler muss er nicht mehr überzeugen, Wechselwähler kann er mit seinem Charisma verzaubern.
Also angenommen, Scholz und Habeck führen ihre Parteien in den nächsten Wahlkampf. Die FDP müssen sie nicht schlagen, das schaffen die Liberalen ganz alleine. Die Linke schafft es sensationellerweise auch nicht, eine Wirtschafts-Krise in Umfragewerte umzumünzen. Die AfD ist mit keiner Partei koalitionsfähig, kann also auch vernachlässigt werden.
Bleibt nur noch die Union, die gerade in allen Sonntagsfragen von ganz oben grüßt. Das ist aber komplett egal. Je näher die Wahl rückt, desto ernster sind Umfragen zu nehmen. Und irgendwann werden die Bürger merken: Die Union weiß selber nicht, was sie von SPD, Grünen oder FDP unterscheidet. Friedrich Merz steht nicht für einen Aufbruch und einen fulminanten Wahlkampf, sondern für eine nach innen gerichtete Sinnsuche, bei der der Kompass verloren gegangen ist. Atomkraft-Ende im Frühjahr? Ja gut, dann ist das so. Migrations-Krise? Lieber den Linken gefallen, als konservative Kante zeigen.
Ein anderer Kandidat ist bei der Union nicht in Sicht. Söder hat im Laschet-Wahlkampf zu viel verbrannte Erde hinterlassen. Wüst und Günther wissen wahrscheinlich selbst nicht, warum sie als potentielle Kanzlerkandidaten gehandelt werden.
Warum das nächste Jahr so entscheidend ist für die K-Frage? Weil mögliche Energieengpässe offenlegen werden, wie pragmatisch Robert Habeck sein kann, wenn er muss. Wenn in Deutschland der Strom ausgeht, ist Habeck am Ende. Das weiß aber auch Philosoph Robert – und wird mit Weltschmerz beladen seine Ideologie für einen Moment hinten an stellen.
Friedrich Merz wird 2025 wollen. Und gegen Habeck verlieren. Und Olaf Scholz weiß dann gar nicht, wie traurig er gucken soll.