Nach Arielle der Meerjungfrau und den Elben aus Herr der Ringe fallen nun auch die drei Musketiere dem woke Wahn zum Opfer – in einer neuen britischen Serien-Verfilmung ist die Hauptfigur d’Artagnan plötzlich schwarz. Doch das ist nicht nur absurd, es ist geschichtsvergessen – und: kulturelle Aneignung.

„Alle für einen und einer für alle“ – jedes Kind kennt diesen Spruch und die Geschichte von den drei – eigentlich vier – Musketieren. Die von d’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis, vier unzertrennlichen Freunden, die in einem heldenhaften Kampf gegen den bösen Kardinal die Ehre der französischen Königin retten. Die Vier gehörten zu meiner Grundschulzeit neben Indianern, Cowboys und Rittern nicht umsonst zu den beliebtesten Faschingskostümen – sie verkörpern perfekt den aufstrebenden jungen Mann, der zum Helden wird. Und: Den Inbegriff der Männerfreundschaft: Erst haut man sich eins auf die Nase, dann verbrüdert man sich, trinkt und kämpft zusammen und rettet zum Abschluss noch das schwache Frauenzimmer.
Sie ahnen jetzt sicher schon, wo hier ein Problem liegen könnte. Die Geschichte ist zwar eigentlich zeitlos, aber sie ist nicht mehr zeitgemäß – zumindest, wenn man die Woken fragt. D’Artagnan und seine Kumpels sind ihrer Ansicht nach wohl nicht nur Verfechter des Patriarchats und voll von toxischer Männlichkeit, sondern einfach viel zu weiß. In Großbritannien hat das jetzt ein Ende: In der neuen Serienverfilmung der drei Musketiere ist D’Artagnan plötzlich schwarz.
Geschichtsvergessen und Kulturelle Aneignung
Ja, Sie haben richtig gehört – nach Arielle der Meerjungfrau, den Elben aus Herr der Ringe und der britischen Königin in der Serie Bridgerton fällt nun auch D’Artagnan dem Woke-Wahn zum Opfer. Und auch wenn man sich angesichts der Flut der diversen Filmformate und -Adaptionen inzwischen wiederholen muss: Historische Figuren und Geschichten, die schon hunderte Jahre alt sind, und in einem Land spielen, wo die Menschen – auch wenn das Manche schmerzen mag – nun mal weiß sind, zu farbigen machen zu wollen, ist nicht nur völlig albern, es ist geschichtsvergessen – und nach linker Logik übrigens auch kulturelle Aneignung.
D’Artagnan und seine Musketier-Kollegen sind nach Alexandre Dumas berüchtigtem Roman aus dem Jahr 1844 alle einheimische Franzosen – wie Tichys Einblick zuvor treffend berichtete, handelt es sich bei den Musketieren sogar vorwiegend um Okzitanier, eine in der damaligen Zeit – der Roman spielt 1625 – marginalisiert Gruppe. Die Identität der Figuren spielt in der Geschichte demnach eine wichtige Rolle – sie abschaffen zu wollen ist lächerlich und macht die Geschichte kaputt.
Schwarze Musketiere? Nur als Kompanie-Bezeichnung.
Historisch gesehen, gab es zwar tatsächlich mousquetaires noirs, also schwarze Musketiere, doch – es tut mir leid schon wieder mit der Realität ankommen zu müssen – das war nur eine Bezeichnung für Mitglieder der zweiten Kompanie. Die ritten nämlich auf Rappen, also auf schwarzen Pferden – die Musketiere selbst waren nicht farbig. Im Gegenteil: Sie waren schneeweiß, hatten lange Haare und spitze Bärte. Dazu trugen sie in der Regel schicke schwarze Hüte, die mit Federn geschmückt waren, hohe Stiefel, Umhänge und Degen.
In der neuen Serie aus Großbritannien stimmt bei der Figur D’Artagnan nur noch das Outfit – es steht mindestens zu bezweifeln, das der ursprüngliche Autor Alexandre Dumas das gutheißen würde. Wer Dumas nun vorwerfen möchte, dass er doch auch nur ein alter weißer Mann war, der das Patriarchat und die koloniale Unterdrückung in seinen Schriften glorifizierte, dem sei eines gesagt: Dumas eigene Großmutter war eine schwarze Sklavin – sein Vater wurde noch als Kind als Sklave verpfändet. Trotzdem waren seine Protagonisten weiß, weil er es so wollte.
Nelson Mandela demnächst als Weißer?
Davon ganz abgesehen müsste man sich nur einmal vorstellen, dass jemand einen Film über Martin Luther King, Patrice Lumumba, Barack Obama oder die Sängerin Beyonce machen würde und die Figuren von einem Weißen spielen lässt – der Aufschrei wäre riesig. Und das zumindest in einem Punkt zurecht: Niemand könnte einen weißen Nelson Mandela ernst nehmen – einen schwarzen D’Artagnan – eigentlich – jedoch genauso wenig.
Dass der Aufschrei bei der Besetzung weißer Figuren mit schwarzen Schauspielern ausbleibt, während die Linken Kindern ihre Indianerkostüme und weißen Hippies ihre Dreadlocks wegen kultureller Aneignung und Blackfacing verbieten wollen, ist eine absurde Form der Doppelmoral. Sie zeigt nicht weniger, als das die „weiße“, also die europäische, Kultur in ihren Augen weniger Wert ist. Doch das meine lieben, linken Freunde, nennt man Rassismus.