
Egal ob bei Silvesterböllern, Migration, Corona oder Auto: Eine selbstgerechte Kaste will Menschen belehren und umerziehen.
Wenn eines in Deutschland gewiss ist, dann das: So sehr wie das Feuerwerk zur Silvesternacht gehört, so sehr gehört die Böllerdebatte zu den Tagen vor Neujahr. Auch in diesem Jahr dauerte es nicht lange, bis die üblichen Verbotsgelüste formuliert wurden: Silvesterraketen seien laut, stießen Feinstaub aus und verschreckten Tiere und Kriegsflüchtlinge, hieß es auf Twitter. Die Grünenpolitikerin Louise Hummels-Schröter sagte im Deutschlandfunk sogar, „die Freiheit“, an Silvester zu böllern, „muss man halt wirklich hinterfragen“.
Zeitgleich wurde ebenfalls bekannt, dass sich die Zahl der Raucher unter 14- bis 17-Jährigen fast verdoppelt hätte. Auch hier schrillten die grünen Alarmglocken: Man müsse jetzt über den Preis von Zigaretten, Verkaufsorte oder ein konsequentes Werbeverbot reden, twitterte der Grünen Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen.
Moral als Mittel und stigmatisierende Sprache
Beide Impulse – sowohl Menschen das Zünden von Feuerwerkskörpern an Silvester verbieten zu wollen als auch sie vor dem Zigarettenkonsum zu beschützen – haben denselben Ursprung: eine antifreiheitliche Geisteshaltung der Grünen, die paternalistisch, herablassend und belehrend ist. Mehr noch: Sie ist Ausdruck einer fundamentalen Verachtung für alles Normale, und macht kein Geheimnis daraus, Menschen umerziehen zu wollen.
In diesem Sinne sind die beiden Wortmeldungen Teil eines neuen grünen Klassenkampfs von oben. Dieser Klassenkampf war schon in den letzten Jahren erkennbar: 2021 legte die „extrem umweltbewusste“ Publizistin Verena Brunschweiger dar, auf Kinder verzichten zu wollen – dem Klimaschutz zu liebe. Wer sich in Vergangenheit kritisch über die große Zahl von Flüchtlingen äußerte, wurde im Handumdrehen zum Rechtsextremen, und wer auch nur wagte, Liebe zu seinem Heimatland zu artikulieren, dem erwiderte der Chef der Grünen Jugend, Timon Dzienus: „Coole Kids haben kein Vaterland.“ Bei der Debatte um eine Maskenpflicht überboten sich die Grünen regelrecht im Anpreisen von Impfung und Maske („Solidarität“) – und erneuerten erst im November ihren Wunsch, die Maskenpflicht im Berliner ÖPNV beizubehalten. Der Kampf gegen Autos und für „autofreie“ Innenstädte wird von der Partei ebenso vorangetrieben wie das Shaming von Flügen – und mit einer Doppelmoral, die kaum zu übersehen ist, wenn man durch die Instafeeds grüner Vielflieger scrollt. In der Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz war zu beobachten, wie Grüne wie Sven Lehmann oder Tessa Ganserer linke Frauen zu Terf, also „trans-exklusionary radical feminists“, quasi einer Vorstufe von Faschisten, deklarierten.
Ohnehin geht mit diesem Kulturkampf auch ein eigenes Vokabular einher, das nicht selten darin mündet, begründete Sorgen zu Menschenfeindlichkeit umzudeuten: Wer in dieser Ideologie kein „Schwurbler“, „besorgter Bürger“ oder „Impfskeptiker“ war, sollte sich selbst hinterfragen. Sicher ist aber: Sehr viele Menschen hierzulande sind heimatverbunden, wollen nicht aufs Auto verzichten, vielleicht Zigaretten rauchen, gewiss eine klassische Ehe eingehen, Kinder bekommen und mit diesen per Flugzeug oder Auto in den Urlaub verreisen. In ihrem Weltbild spielen Gendersternchen, Lastenräder und Sojaschnitzel aus gutem Grund keine Rolle. Der grüne Kampf gegen diese deutschen Alltagsrealitäten gibt vor, links zu sein, stellt aber das genaue Gegenteil dar: Mit seiner Bevormundung bekämpft er alles Kleinbürgerliche und Proletarische. Die grüne Ideologie ist der Feind des kleinen Mannes.
Grüner Marxismus
Ironischerweise fallen die neusten Äußerungen der Grünen auch auf die Veröffentlichungen des Spiegels, den ein muskelbepackter Karl Marx ziert. Der tättoowierte Vollbärtige trägt einen Windrad-Anhänger und einen „There is no planet B“-Anstecker.
In diesem Sinne trifft der Spiegel ins Schwarze, um nicht zu sagen Grüne: Die Grünen sind die Marxisten und haben ökonomische mit antirassistischen, identitären und umweltbewussten Parametern ausgetauscht, um damit Menschen in Kollektive einzuteilen und Klassenkampf zu führen – allerdings einen von oben nach unten.