So berichtet das Ausland über das deutsche Atom-Aus:
- „Sieg der grünen Hoffnung über die physische und wirtschaftliche Realität“
- „Kopfschmerzen“ über Stromversorgung
- Man sei „irritiert“ über Deutschlands Ausstieg aus der Kernenergie
Seit gestern ist die Ära der Kernenergie in Deutschland vorbei. Trotz neuen Mehrheiten für den Weiterbetrieb hat man den Stecker gezogen und die letzten Atomkraftwerke Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 sind vom Netz gegangen. Aber wie schaut das Ausland diese Tage auf Deutschlands Atom-Aus?
Deutschland hat „Kopfschmerzen darüber, wie es seine Kernkraftwerke ersetzen wird“, berichtet der britische Sender Sky News. „Viele andere Länder – einschließlich Großbritannien – wenden sich der Kernkraft zu, um umweltfreundlichere Energie bereitzustellen, da sie Strom ohne die klimaschädlichen Emissionen der Verbrennung fossiler Brennstoffe erzeugt.“
„Sieg der grünen Hoffnung über die physische und wirtschaftliche Realität“
„Deutschlands Energie-Eigensabotage“ titelt das Wall Street Journal und schreibt: „Deutschland hat aus schlechter Energiepolitik eine Kunst gemacht, aber selbst dafür wird dieses Wochenende etwas besonderes.“ Ohne Kernenergie oder Fracking von Schiefergas, beides von Berlin abgelehnt, könne es sich „als unmöglich erweisen, eine fortschrittliche Industriewirtschaft mit Strom zu versorgen“, so das Editorial Board des Wall Street Journal. „Der Atomstillstand in Deutschland ist der jüngste Sieg der grünen Hoffnung über die physische und wirtschaftliche Realität. Mal sehen, wie lange es dauert, bis die Realität wieder eindringt.“
Ausländische Beobachter seien „irritiert über Deutschlands Beharren darauf, aus der Kernenergie auszusteigen und gleichzeitig den Kohleverbrauch zu erhöhen“, schreibt die Times of Israel und verweist auf Greta Thunberg, die den Schritt im Oktober als „Fehler“ bezeichnete.
„Ich verstehe die Position Deutschlands nicht“
Politico Europe titelt „Paris an Berlin: Stoppt den Kampf gegen die Atomkraft und helft uns, den Planeten zu retten“ und berichtet über Frankreichs interministerieller Delegierter für Kernenergie der sagt: „Ich verstehe die Position Deutschlands nicht, weil ich überhaupt nicht glaube, dass sie bis zur Mitte des Jahrhunderts in der Lage sein werden, eine Null-Kohlenstoff-Strategie zu verfolgen, die nur auf erneuerbaren Quellen basiert.“
Mit Solar und Wind ist der Strombedarf Deutschlands nach dem Atom-Ausstieg „noch lange nicht gedeckt“, schreibt die Japan Times. „Um eine Stromknappheit zu umgehen, muss Deutschland womöglich mehr Kernenergie aus dem benachbarten Frankreich importieren.“ Frankreich habe wegen Reparaturarbeiten aber selbst Probleme genügend Strom zu erzeugen. „Das könnte Berlin dazu zwingen, auch bei anderen Nachbarn nach Strom zu suchen – oder die Strategie des letzten Winters zu wiederholen, mehr Kohle zu verbrennen“, heißt es in Tokio.