
Energiekosten-Hammer: Ein Kilo Fleischwurst für 170 Euro, ein Kilo Roastbeef für 400 Euro – das ist der wahre Wurstpreis! Der Preis, den Metzger Walther Adam Junior unmöglich an seine Kunden weitergeben kann.
Ein Präsentkorb voller Leberwürste machte Walther Adam Junior berühmt – nun steht er vor den Scherben seiner Existenz. Dem Metzgermeister drohen ab Januar Stromabschläge von 17.000 Euro. Geschieht kein Wunder, ist Adam im neuen Jahr gezwungen, seinen 13 Mitarbeitern zu kündigen und den Betrieb aufzugeben.
Metzger Walther Adam Junior aus der Pfalz, war der Mann, der dem ehemaligen ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk im Mai diesen Jahres einen ganzen Korb seiner hausgemachten Leberwürste zuschickte, nachdem dieser Kanzler Scholz als „beleidigte Leberwurst“ bezeichnet hatte. Die smarte Aktion und seine urige, charmante Art spielten dem Pfälzer dafür nicht nur eine Einladung nach Berlin ein, sondern auch viel öffentliche Sympathie. Aufmerksamkeit, die dem Familienbetrieb eine Zeit lang vielleicht etwas Auftrieb verschaffte, ihn aber dennoch nicht retten konnte – Walther Adam sieht seinen Betrieb vor dem aus.
Adams Stromvertrag läuft nur noch bis zum 31. Dezember – danach könnte sich sein Abschlag verzehnfachen. 17.000 Euro pro Monat nur für Strom kann und will der Metzgermeister nicht bezahlen. Die hohen Kosten einfach an die Kunden weitergeben, kann er auch nicht. Im Gespräch mit pleiteticker.de erklärte er auch warum:
Rechnet man seine Betriebskosten, Personalkosten, Kosten für die Schlachtung und den Transport der Tiere usw. auf das Produkt verteilt, dann käme er auf folgende Preise:
- Gemischtes Hackfleisch: Aktuell 14,80 Euro das Kilo – wahrer Wurstpreis: 140 Euro das Kilo.
- Roastbeef/ Rumpsteak: Aktuell 40 Euro das Kilo – wahrer Wurstpreis: 400 Euro das Kilo.
- Fleischwurst: Aktuell 17 Euro das Kilo – wahrer Wurstpreis: 170 Euro das Kilo.
- Kochschinken: Aktuell 22,50 Euro das Kilo – wahrer Wurstpreis: 230 Euro das Kilo.
Solche Preise zu verlangen, sei natürlich völlig unmöglich, weil sie niemand zahlen kann – und das ist kein Bio, „da legt er Wert drauf“. Trotzdem ist es wichtig zu benennen, was es bedeuten würde die Kosten an den Verbraucher weiterzugeben – laut Adam verstehe die Mehrheit der Leute nicht, wie dramatisch die Lage ist.
Metzger Adam und sein Betrieb stehen dabei symbolisch für die ganze Branche. Andere Unternehmen können nur die Kosten ihres Teils der Lieferkette abbilden – Adam repräsentiert die ganze Lieferkette. Er macht alles selbst, bezieht sein Vieh direkt vom lokalen Bauern, schlachtet, produziert und verkauft – ist also ein Vorzeigebetrieb auch nach grüner Lesart.
In dem kleinen Betrieb wird „von der Schnuffel bis zum Schwanz“ alles vom Tier verwertet. Adam ist ein Metzger mit Herz – ihm ist sein Produkt genauso wichtig, wie das Wohl der Tiere. Deshalb achtet er stets auf eine möglichst stressfreie Schlachtung und arbeitet mit Landwirten zusammen, die seine Philosophie teilen. Und das kostet.
„Liebe Angestellte, tut mir leid, nach Weihnachten macht der Adam die Tür zu.“
Nur für den Transport der je etwa 15 Tiere vom Bauern zum Schlachthof muss Adam rund 700 Euro bezahlen – pro Woche! Früher hat die Lieferung Walther Adam gar nichts gekostet, da kam sein Vieh noch vom Landwirt einen Ort weiter. Doch nach dessen Tod, wurde der Betrieb eingestellt. Nicht weil der Sohn des Mannes ihn nicht weiterführen wollte, sondern weil die Tierzucht nicht länger rentabel war – der Hof war nicht zu halten. Deshalb muss Adam für sein Vieh nun jedes einzelne Mal 130 Kilometer fahren, um weiter seine Qualitätsstandards einhalten zu können.

Qualität und Tradition, die bald vorbei sein könnte – nach 17 Jahren. Die meisten seiner 13 Mitarbeiter hat Adam selbst ausgebildet. Wie er pleiteticker.de sagte, müsse er aktuell abwarten, ob die Politik „noch irgendwie in die Pötte kommt“, dann spreche er nochmal mit seinem Energielieferanten – am 15. Dezember steht die neue Verhandlung an. Bleibt alles beim Status Quo – also bei 17.000 Euro Abschlag – heißt es: „Liebe Angestellte, tut mir leid, nach Weihnachten macht der Adam die Tür zu.“
Ihn schmerzt die drohende Kündigung seiner Mitarbeiter sehr, aber ihm bleibt keine andere Wahl. Walther Adam sei schon jetzt froh, dass ihm seine Kundschaft „noch die Treue hält“. Es gäbe ja kaum noch Betriebe, die noch selbst schlachten und ihr Vieh vom Bauern beziehen – dementsprechend seien seine Preise schon etwas höher als bei den Kollegen. Er könne mit den Preisen nicht noch weiter hoch.
Er fürchte, dass die Kunden die aktuelle Lage noch gar nicht richtig registrieren: „Wenn am Ende des Jahres die Stromrechnung bei denen fällig wird, die Nachzahlungen kommen, erst dann wird es ihnen bewusst werden – wenn ich dann von Privathaushalten erwarte, dass sie Vorauszahlungen von 1.200 Euro im Vierteljahr zahlen sollen, wer soll sich dann noch Wurst kaufen können?“
Um den Betrieb zu retten, bräuchte es wohl ein politisches Wunder – die Metzgerei selbst hat keine weiteren Mittel zur Verfügung. Sie kann die Preise nicht anziehen und hat auch keine Möglichkeiten irgendwelche Einsparmaßnahmen vorzunehmen: „Ich kann die Kühlung nicht runterfahren – das Fleisch würde sonst kaputt gehen“.
Adam kämpft um seine Existenz, um die seiner Frau und die seiner Mitarbeiter. Und er ist nicht der Einzige: ein Fleischer-Kollege in der Region musste seinen Betrieb bereits aufgeben. Geht alles so weiter wie bisher, steht zu befürchten, dass ihm Adam und sein Familienbetrieb im Januar folgen werden – genau wie immer mehr Bäckereien und Metzgereien, die die hohen Ofen- und Kühlkosten nicht mehr bewältigen können.