Der Kreistag in Grevensmühle hat am Donnerstagabend mit knapper Mehrheit für die Errichtung einer neuen Flüchtlingsunterkunft gestimmt. Ab März sollen die ersten Container in dem 1600-Seelendorf Upahl entstehen, insgesamt soll für 400 Menschen Platz sein.

Bei einer Sitzung des Kreistages Nordwestmecklenburg in Grevesmühlen am Donnerstag wurde die Errichtung einer neuen Flüchtlingsunterkunft beschlossen. Die kleine Gemeinde Upahl mit ungefähr 1600 Einwohnern soll ab März 400 Flüchtlinge begrüßen. Die Entscheidung ist mit knapper Mehrheit beschlossen worden. Es soll eine „lange Diskussion auf der Sitzung“ gegeben haben, so der Landrat Tino Schomann (CDU).
Die Bevölkerung schien währenddessen wenig begeistert – etwa 700 Menschen demonstrierten vor dem Sitzungsgebäudes gegen das Container-Dorf. Laut Polizeiangaben soll es sich mehrheitlich um Menschen aus dem bürgerlichen Spektrum gehandelt haben, allerdings sollen unter den Teilnehmern auch bekannte Personen aus der rechten Szene anwesend gewesen sein. Um die Tagung zu sichern, waren 120 Polizisten im Einsatz. Es gibt Berichte über den Gebrauch von Pyrotechnik und einen Fall des Hausfriedensbruchs, da sich ein Demonstrant Zugang zu dem Gebäude verschaffte.
400 Flüchtlinge auf 1.662 Einwohner
Aus der Bevölkerung gab es die Forderung und einen Dringlichkeitsantrag, den Bau der neuen Unterkunft zu unterlassen. Andere schlugen vor die Kapazität der neuen Unterkunft auf 250 Bewohner zu reduzieren. Die Menschen sorgen sich, was 400 Flüchtlinge für ihr 1.662 Seelendorf bedeuten würden – es sei schlicht zu viel. Bereits am Montagabend haben deshalb rund 400 Menschen gegen die Errichtung der neuen Flüchtlingsunterkunft demonstriert.
„Ich verstehe die Sorgen der Anwohner“, beteuerte der Landrat Schomann – trotzdem einigte sich der Kreistag am Donnerstag gegen 20 Uhr auf die angekündigten 400 Plätze. Die Unterkunft wäre eine „Notlösung“. Am 3. Februar wolle man eine Dialogveranstaltung veranstalten.
Tumulte bei Bürgergespräch in Loitz – die Menschen haben Angst
Auch anderorts in Mecklenburg-Vorpommern, in Loitz, demonstrierten diese Woche Menschen gegen eine Flüchtlingsunterkunft in ihrer Gemeinde – zuvor hatten Bürger ein Brief an die Stadt und den Landkreis geschickt, in dem sie mehr Sicherheit forderten. Am Mittwochabend lud der Landkreis dann zu einem Gespräch, bei dem es zu lautstarken, aufgeheizten Diskussionen, Raumverweisen und einer Anzeige kam – der Tatbestand: Volksverhetzung.
250 Menschen hatten sich in der Aula der örtlichen Schule versammelt und mehrheitlich gefordert, die Flüchtlingsunterkunft abzuriegeln – es kam immer wieder zur Sprache, dass die Menschen Angst hätten. Grund dafür war unter anderem ein mutmaßlicher Übergriff auf ein elfjähriges Mädchen durch ausländische Männer am Vortag.