Die Mitgliederzahlen der christlichen Kirchen sinken Jahr für Jahr. Zum einen wegen der zahlreichen Sterbefälle unter den älteren Mitgliedern. Doch auch die Positionierung der Glaubensgemeinschaften in der Corona-Pandemie könnte eine Rolle spielen.

Nach Berechnungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörten Ende 2022 gut 19 Millionen Menschen einer der 20 evangelischen Kirchen an. Das sind rund 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr zuvor betrug der Rückgang 2,6 Prozent. Die Zahl der Ausgetretenen liegt mit 380.000 rund ein Drittel höher als im Vorjahreszeitraum.
Einer der Faktoren für die hohen Mitgliederverluste des vergangenen Jahres ist die hohe Zahl der Sterbefälle (365.000). Die Aufnahmen liegen mit rund 19.000 auf Vorjahresniveau.
Doch auch die Positionierung der Kirchen während der Corona-Pandemie könnte eine Rolle spielen. So galten über längere Zeiträume immer wieder 3G- oder sogar 2G-Regelungen. Wer nicht geimpft, genesen oder getestet war, durfte nicht an Gottesdiensten teilnehmen. Bei zahlreichen Mitgliedern sorgte diese Regelung für Verstimmung. Allerdings lässt sich die Zahl der Menschen, die infolge diesen Ärgers ausgetreten sind, nicht sicher ermitteln.
„Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen ist bedrückend“
„Die jüngste Entwicklung der Mitgliedschaftszahlen ist bedrückend nicht zuletzt für alle, die sich haupt- und ehrenamtlich in der evangelischen Kirche engagieren“, wird die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus auf der EKD-Website zitiert. „Sie ist zugleich aber auch der Auftrag, die Hoffnungsbotschaft des Evangeliums noch stärker ins Zentrum zu rücken und auf sie zu setzen.“
Sorge bereitet der Ratsvorsitzenden vor allem der Anstieg der Kirchenaustritte. Laut einer im vergangenen Jahr vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD veröffentlichten Studie zu den Austrittsgründen spielt für viele Ausgetretene die „Kosten-Nutzen-Abwägung“ ihrer Mitgliedschaft eine wesentliche Rolle bei der Entscheidung aus der evangelischen Kirche auszutreten.