- Den Erfolg von Berlin wiederholen und die SPD im Rathaus ablösen: Das war das erklärte Ziel der Bremer CDU.
- Doch gegen den starken Amtsinhaber konnte sich die blasse, durchgrünte CDU in der Hansestadt nicht durchsetzen.
- Klar ist: Bürgerliche, klare Kante führt für die CDU zum Erfolg: Links liegt nur die Niederlage.
Wegner nachahmen – das wollte Frank Imhoff, Spitzenkandidat der CDU Bremen, am Wahlsonntag erreichen. Der fulminante Erfolg der Hauptstadt-CDU inspirierte auch die Union in Bremen. Immerhin waren die Verhältnisse ähnlich. Linker Stadtstaat, Rot-Rot-Grüner Senat, und die selben Probleme: Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Bildungsmisere. Bremen ist fast ein kleines Berlin im Nordwesten.
Um dieses Ziel zu erreichen, wählte die CDU in Bremen aber einen ganz anderen Weg als ihre Parteifreunde in Berlin. Während Wegner die Wahl mit einem konservativen Klare-Kante-Wahlkampf gewann, bog Imhoff mit seiner Co-Kandidatin Wiebke Winter lieber links ab. Das ging beim bundesweit viel belächelten Wahlkampf los: „Das Tandem“, wie sich Imhoff und Winter nannten, trat uninspirierend auf. „Lehrer oder Lehrer*innen? Hauptsache genug!“ Las sich ein Wahlplakat. Oder auch: „Für Bremen. Und Brewomen.“ Bis die CDU mit diesem Plakat daherkam, hätte wohl niemand gedacht, dass der Name der Hansestadt ein Geschlecht hat. Die Botschaft der Bremer CDU war: Wir sind jung, progressiv und hip. Es dauerte Wochen, bis der Spitzenkandidat – immerhin Präsident der Bürgerschaft – sich dazu durchringen konnte, mal ein Jackett anzuziehen. Stattdessen drehten er und Winter peinliche Tandem-Clips, in denen sie Rot-Rot-Grün vorwarfen, zu wenig für die Energiewende zu tun. Ja, im Ernst.
Wenn die SPD bürgerlicher als die CDU auftritt
Was ein Kontrast war da der Gewinner des Abends, Bürgermeister Andreas Bovenschulte. 2019 war er ohne Wahl ins Amt gekommen. Er, bis dahin Stadtvater im kleinen Weyhe vor den Toren Bremens, ersetzte den Wahlverlierer Carsten Sieling im Rathaus. Keiner kannte ihn. Doch vier Jahre später trat Bovenschulte auf, als wäre er schon immer Bürgermeister gewesen. Der großbewachsene Mann kam staatsmännisch daher – er trug nicht nur Sakko, sondern schaffte es auch, die Themen zu besetzen, die eigentlich im Feld der CDU lagen. „Starke Wirtschaft schafft gute Arbeit“. Oder auch: Sichere Nachbarschaft für uns alle.“ Ein regelrecht bürgerlicher Wahlkampf, der einen fast vergessen ließ, dass genau diese SPD mit radikalen Grünen und der Linken koalierte – und für alles, was schlecht im Zwei-Städte-Staat läuft, mehr oder weniger Verantwortlich ist. Immerhin regieren die Sozialdemokraten seit fast 80 Jahren ununterbrochen in Bremen.
Es ist in Bremer Politik-Kreisen aber ein offenes Geheimnis, dass Bovenschulte kein linker Ideologe ist – und insbesondere über seinen grünen Koalitionspartner hinter verschlossenen Türen gerne mal schimpft. Wie kam die CDU auf die Idee, diesen Mann links überholen zu können? Eine Politikerin wie Wiebke Winter ist sicherlich jung, ambitioniert und bildet bestimmt auch eine gute Brücke zu den Grünen – aber das bürgerliche Lager in Bremen holt man nicht ab, indem man auf dem Grünstreifen fährt.
Links liegt für die CDU nur die Niederlage
Berlin hat das gezeigt: Wegners Klare-Kante-Wahlkampf machte ihn zum Wahlsieger. Er vertrat kompromisslos konservative Positionen und fürchtete sich auch nicht davor, von linken verleumdet und als „Rechts“ beschimpft zu werden. Das brachte ihn ins Rathaus. Auch in Bremen hätte man diesen Weg gehen müssen. Der direkte Vergleich offenbart: Links gewinnt die CDU nicht mal einen Blumentopf. Auf der bürgerlichen Spur hingegen ist der Weg zum Erfolg.
Die Dauerherrschaft der SPD im kleinsten Bundesland wird sich nun nochmal für mindestens vier Jahre fortsetzen. Das ist Verdienst eines erfolgreichen Spitzenkandidaten Bovenschulte: Aber auch einer CDU, die zu nah an den Grünen Milieus der Altbau-Straßenzüge und Yuppie-Stadtteile sein wollte. Und dafür die verdiente Quittung bekommen hat.