CDU-Chef Friedrich Merz habe längst nicht alle Erwartungen der Mitglieder in ihn erfüllt, sagt der Mainzer Historiker Prof. Andreas Rödder(CDU). Rödder leitet auch die Grundsatzkommission der Partei.
Im Gespräch mit der Interview-Plattform „Schuler! Fragen, was ist“, sagte Rödder auf die Frage, ob sich die Hoffnungen in Merz erfüllt hätten: „Die Hoffnungen haben noch ein bisschen Zeit vor sich, die haben auch noch ein bisschen Luft über sich.“ Nach Ansicht von Rödder müssen Partei und Umfeld Merz klarmachen, dass von ihm ein klarer konservativer Kurs erwartet wird: „Friedrich Merz ist mit dieser Hoffnung gewählt worden, und es ist dann die Aufgabe vieler – ich sehe auch meine Aufgabe darin – Friedrich Merz davon zu überzeugen, dass das es ist, was von ihm zu Recht erwartet wird.“
Rödder verwies auf das Ergebnis der Mitgliederbefragung zu Merz‘ Wahl: „Die CDU ist nach 16 Jahren Merkel eine fragmentierte, in sich gespaltene Partei zwischen den Merkelianern und den konservativen Reformern. Über sechzig Prozent der Parteimitglieder haben Friedrich Merz in der Hoffnung gewählt, dass Friedrich Merz einen eigenständigen, unterscheidbaren, christdemokratischen, liberal-konservativen Kurs vorgibt. Das kann man sehr deutlich so sagen.“
Zum Zustand der CDU insgesamt sagte Rödder: „Natürlich gibt es innerhalb der Union ganz unterschiedliche Vorstellungen. Die eine ist, dass die Union eine gemäßigt, soft-grüne Variante ist. Sozusagen die Grünen ohne ihre Übertreibungen. Und als solche dann Wähler in der linken Mitte
des politischen Spektrums gewinnt. Das ist eigentlich die Fortsetzung des merkelianischen Kurses mit den Mitteln der 2020er Jahre. Das andere sind die konservativen Reformer, diejenigen, die von der Union ein eigenständiges, unterscheidbares Profil erwarten, das sie kontrovers in die öffentlichen Debatten einbringt, mit dem sie kontrovers eigenständige Positionen bezieht, um diese auch kämpft und den Kompromiss dann hinterher macht und nicht mit dem Kompromiss schon beginnt.“