Das Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus attackiert den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde der Stadt, Martin Arieh Rudolph. Er hatte bei einer Gedenkrede zur Reichspogromnacht auch die deutsche Politik gegenüber dem Iran und die Corona-Maßnahmen kritisiert.

Das Bündnis „Bamberg bleibt bunt“ wirft einer Rede des Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Bambergs, Martin Arieh Rudolph, eine Nähe zu „antisemitischen Positionen“ vor und fordert ihn in einem Schreiben zu einer „kritischen Reflexion“ auf, wie die NZZ berichtet. Hintergrund ist eine Gedenkrede des jüdischen Gemeindevorstehers im November 2022 zur Erinnerung an die Reichspogromnacht.
Er nahm sich auch „heutige Missstände der Politik“ vor
Damals hatte er nicht nur an die antisemitischen Pogrome erinnert, sondern sich auch die Zeit genommen „heutige Missstände der Politik zu kritisieren“. Rudolph nahm sich u.a. Scholz‘ Schweigen zu Holocaust-Relativierungen von Palästinenserpräsident Abbas auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vor und die „weitere Anbiederung“ der Bundesregierung gegenüber dem Iran, „dem man einen roten Teppich ausrollt“, wie er kritisiert.
Was das Bündnis gegen Rechtsextremismus aber besonders gegen ihn aufbrachte, war die Tatsache, dass er auch die Corona-Lockdowns in Kritik nahm. Menschen seien ausgegrenzt, diskriminiert und geächtet worden, nur weil sie „ihr natürliches Recht auf körperliche Unversehrtheit wahrnahmen“ – für Rudolph ein „Eisberg an Menschenverachtung“.
Rudolph: Bündnis will, dass Juden sich in eine „zugedachte Rolle brav einfügen“
Für die Kritik des Bamberger Bündnisses gegen Rechtsextremismus, in dem die Israelistische Kultusgemeinde sogar selbst Mitglied ist, hat er kein Verständnis. In einem Interview mit der NZZ, meint Rudolph das Bündnis wolle offenbar, „dass sich Juden in die ihnen zugedachte Rolle brav einfügen“. Gegen den Vorwurf, die Gedenkrede sei eine Themaverfehlung gewesen, wehrt er sich: „Soll Juden es nicht erlaubt sein, in ihrer eigenen Art und Weise des Schicksals ihres Volkes bis in die heutige Zeit zu gedenken?“
Für ihn ist das Schreiben von „Bamberg bleibt bunt“ ein Einschüchterungsversuch. Die Behauptung seine Rede schade der Kultusgemeinde weist er zurück und sieht sie als Einmischung in innerjüdische Angelegenheiten, die man „aus rechtlicher Perspektive potenziell als antisemitisch“ bewerten könne.