Nach dem Atomausstieg soll 2030 der Kohleausstieg folgen. Der Branchenverband Gas prognostiziert, dass Deutschland dann 15 Gigawatt Strom fehlen werden.
In den nächsten Jahren könnten in Deutschland bei optimistischen Berechnungen 15 Gigawatt gesicherte Leistung im Strommarkt fehlen, warnt der Branchenverband Zukunft Gas. Der Atomausstieg wird am Samstag vollzogen und der Kohleausstieg soll bis 2030 abgeschlossen sein. „Damit steigen wir aus wichtigen Säulen für die gesicherte Stromerzeugung aus, also Kraftwerken, die liefern, wenn Wind und Sonne nicht bereitstehen“, erklärt Vorstand Timm Kehler der Rheinischen Post.
Täglicher Energieverbrauch in Deutschland:
- Wochentags: etwa 75 Gigawatt
- Nachts: etwa 53 Gigawatt
- Am Wochenende und Feiertagen circa 10 Gigawatt weniger
Mehr Gas: Um die drohende Kapazitätslücke zu vermeiden, plädiert Kehler für den Neubau wasserstofffähiger Gaskraftwerke, die in den nächsten acht Jahren errichtet und in Betrieb genommen werden müssten. Aktuell fehle es jedoch an Investitionsanreizen für solche Kraftwerke, die liefern, wenn Wind und Sonne nicht bereitstehen.
Auch der Energieexperte Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut beäugt die deutsche Energiepolitik kritisch. „Deutschland steuert durch die sukzessive Abschaltung von konventionellen Kraftwerkskapazitäten auf ein fundamentales Problem zu: eine zunehmende Kapazitätslücke.“
Stromerzeugung in Deutschland:
- Öl und Gas 9,3 Prozent
- Erneuerbaren 49,7 Prozent
- Kohle 33 Prozent
- Kernenergie 6,7 Prozent
Mehr Kohle: Er schlägt jedoch vor, mehr Kohlekraftwerke in die Reserve zu nehmen, um diese Kapazitätslücke zu schließen. Er sieht die Verwendung von abgeschriebenen Kohlekraftwerken in Zeiten von Dunkelflauten als kostengünstigere und pragmatische Lösung im Vergleich zum Bau neuer Erdgaskraftwerke.
Klimaschutzziele zweitrangig: Es sei deutlich günstiger, Kohlekraftwerke in Betrieb zu halten, da Erdgas teurer als Kohle ist und die Emissionen in geringen Mengen anfallen würden. Allerdings steht dieser Vorschlag im Widerspruch zu den Klimazielen, das dürfe aber „kein gewichtiges Argument gegen eine solche pragmatische Lösung sein.“