
Pleiteticker-Kommentar
Von Pauline Schwarz
Am Montagmorgen werden zwei grade mal 13 und 14 Jahre alte Mädchen auf dem Weg zur Schule plötzlich von einem Mann angegriffen und schwer mit einem Messer verletzt. Eines der beiden Kinder stirbt wenig später im Krankenhaus. Das SEK nimmt einen 27-jährigen tatverdächtigen Eritreer in einer Flüchtlingsunterkunft fest.
Während die Eltern, das überlebende Mädchen und die ganze Gemeinde trauern und wahrscheinlich sehr wütend über das schreckliche Ereignis sind, hat die Polizei nichts Besseres zu tun, als vor einem Generalverdacht gegen Asylsuchende zu warnen.
Als sich die zwei jungen Mädchen am Montagmorgen im kleinen Ort Illerkirchberg zusammen auf den Weg zur Schule machten, dachten sie wahrscheinlich, es würde ein ganz normaler Tag werden – vielleicht hatten sie wenig Lust auf den nahenden Mathe-Unterricht, vielleicht waren sie noch etwas müde und froren in der kühlen Winterluft oder waren doch aufgeregt, weil sie sich vom Wochenende so viel zu erzählen hatten. Keiner weiß, was die beiden Teenager in dem Moment bewegte, der ihr Leben für immer verändern würde. Nur eines ist klar: Mit einem plötzlichen Überfall, der eine der beiden brutal aus dem Leben reißen und die andere wohl für immer traumatisieren würde, haben sie mit Sicherheit nicht gerechnet.
Weder die 13-jährige, die in dem Bewusstsein, dass ihre 14-jährige Freundin nur wenige Meter weiter ihren schweren Verletzungen erlag, noch immer im Krankenhaus liegt und wahrscheinlich unter schrecklichen Schmerzen leidet – noch die Eltern, die ihren Töchtern nur wenige Minuten zuvor vielleicht noch ein Pausenbrot schmierten. Die Mutter oder der Vater, die ihrem Kind vielleicht noch einen Abschiedskuss gaben, ohne zu wissen, dass es der letzte seien würde.
Drei Männer aus Eritrea in Flüchtlingsunterkunft festgenommen
Auch einen Tag nach dem brutalen Messerangriff, ist nur sehr wenig über die Tat und den Täter bekannt. Nach Angaben der Polizei hatte ein Passant, der die schreckliche Szene beobachtet hatte, um 7.30 Uhr die Polizei alarmiert, die mit einem Großaufgebot anrückte. Der Täter sei laut Zeugenaussagen nach seiner Bluttat in ein Gebäude, bei dem es sich um eine Flüchtlingsunterkunft handeln soll, geflohen und habe sich dort verschanzt. Währen das SEK mit zahlreichen weiteren Polizeikräften und Hunden anrückte und das Gebäude umstellte, kämpften alarmierte Notärzte noch am Ort des Geschehens um das Leben der beiden Kinder. Die 14-Jährige, die später ihren schweren Stich- oder Schnittverletzungen erlag, musste noch auf der Straße wiederbelebt werden – am Mittag kam dann die Nachricht: Es war vergebens.


Derweil teilte die Polizei mit, dass sie bei der Stürmung des Gebäudes drei Männer aus Eritrea festgenommen hatte – zwei nahm man mit zur Dienststelle, einer – der Tatverdächtige – wurde verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Vielleicht sogar in das Krankenhaus, in dem seine Opfer um ihr Leben kämpften. Bei ihm fand die Polizei ein Messer, die mutmaßliche Tatwaffe. Die Polizei ließ wenig später verlautbaren, dass keine Gefahr für die Bevölkerung herrsche und bat trotz aufkommender Ängste und Emotionen darum, „keinen Generalverdacht gegen Fremde, Schutzsuchende oder Asylbewerber allgemein zu hegen oder solchem Verdacht Vorschub oder Unterstützung zu leisten“ – eine Äußerung, die selbst von einer gewissen Emotions- und Empathielosigkeit zeugt.
Kein Generalverdacht, doch wo bleibt die Mitleidsbekundung?
Immerhin ist das wohl das letzte, was die Familien der Opfer in so einem schrecklichen Moment hören wollten. Ich bin mir sicher, dass es sie nicht die Bohne interessiert, ob irgendjemand nun Vorurteile hat. Für sie zählt nur eines: Das Leben ihres Kindes. Die Eltern des 14-jährigen Mädchens, müssen sich jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, was sie ihrer Tochter zu Weihnachten schenken wollen, sich müssen sich überlegen, ob sie in einem Sarg oder einer Urne beerdigt wird. Sie denken wahrscheinlich darüber nach, was sie alles mit ihrem kleinen Mädchen erlebt haben – und was sie noch hätte erleben können. Das Kind war grade mal 14 Jahre alt, ein Alter in dem man nichts als Flausen im Kopf hat. In dem man sich zum ersten Mal so richtig verliebt, den ersten Freund hat, in dem einem zum ersten Mal das Herz gebrochen wird. In dem man sich den ganzen Tag nur mit seinen Eltern streitet und sich die Haare färbt, nur um sie zu ärgern.
Das alles wurde dem Mädchen, das sein ganzes Leben noch vor sich hatte, und ihren Eltern, die wahrscheinlich nichts anderes tun, als den ganzen Tag um ihr Kind zu weinen, genommen. Ihnen wurden die Streits, die Versöhnungen, die gemeinsamen Abendessen, die zukünftigen Urlaube und all die andere gemeinsame Zeit genommen – sie werden ihre Tochter nicht zu ihrem Abschlussball bringen, können sie nicht mehr aufwachsen sehen. Vielleicht werden sie jedes Mal, wenn sie das andere, unschuldige Opfer sehen, denken: Warum durfte meine Tochter nicht weiterleben? Warum musste ausgerechnet mein Kind sterben? Und dasselbe wird sich die 13-Jährige wahrscheinlich auf fragen. Auch sie wird sich wohl niemals ganz von dem schrecklichen Erlebnis erholen. Wird vielleicht den Rest ihres Lebens von den Bildern ihrer Freundin verfolgt, die in ihrem eigenen Blut auf der kalten, nassen Straße liegt und vor ihren Augen stirbt.
All das verdankt sie, verdanken die Eltern der 14-jährigen ermordeten Schülerin, einer gescheiterten, unkontrollierten Einwanderungspolitik. Es würde nicht überraschen, wenn sich herausstellt, dass der 27-jährige Eritreer der Polizei schon wegen anderer Delikte bekannt war und trotzdem nicht abgeschoben wurde. Wenn sich herausstellt, dass die Behörden untätig blieben, obwohl er auffällig, vielleicht schonmal gewalttätig wurde – das ist in unserem Land einfach schon zu oft geschehen. In diesem Fall trifft unsere Regierung und die fahrlässige Politik der letzten Jahrzehnte eine Mitschuld daran, das ein 14-jähriges unschuldiges Kind tot ist und weiteres für immer traumatisiert.

