- Im Kampf um die Vormacht auf den Berliner Straßen geraten Fahrradfahrer und Autofahrer regelmäßig hart aneinander.
- Auf Seiten der Kampfradler sticht dabei vor allem eine Spezies heraus: die Fahrrad-Stasi.
- Sie beklagt die unzureichende Fahrradfreundlichkeit der Stadt gerne, in dem sie Videos von rücksichtslosen Autofahrern veröffentlicht – und nennt dabei gerne auch konkrete Namen.
- Die schönsten Exemplare im Überblick.

Die Grünen führen seit Jahren einen leidenschaftlichen Kampf gegen das Auto und damit gegen den Fortschritt, unser aller Wohlstand und die Freiheit des kleinen Mannes. Besonders ambitionierte Streiter für das Projekt „Zurück zum Mittelalter“ findet man dabei natürlich vor allem in Berlin – und zwar nicht nur im Abgeordnetenhaus, sondern auch auf der Straße. Berlin ist nicht nur das El Dorado der Geldwäsche, sondern auch der Kampfradler. Wobei sich besonders eine Spezies hervortut: die Fahrrad-Stasi.
Vertreter dieser Gattung, deren schönste Exemplare ihnen im Folgenden vorgestellt werden sollen, fallen dem aufmerksamen Beobachter in freier Wildbahn sofort ins Auge: Sie tragen häufig bunte Warnwesten und schicke Helme, die mit Kameras bestückt sind – mit viel Glück erwischt man sogar ein Exemplar, das an seiner Rennschnecke eine kleine Plastikstange montiert hat. Versehen mit einem Fähnchen oder liebevoll laminierten Schildchen weist der häufig aggressiv auftretende Drahteselfahrer andere Verkehrsteilnehmer darauf hin, ja den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten – Sie erinnern sich, so wie bei Corona, als die Polizei mit Zöllstöcken durch die Straßen lief.
Das wirklich besondere an der Fahrrad-Stasi ist aber nicht sein Erscheinungsbild, sondern seine Neigung, andere Spezies zu belehren und zu denunzieren – am besten über Social Media. Twitter, TikTok und Co werden regelrecht von wütenden Quer-Lenkern und ihren verletzten Gefühlen überschwemmt. Denn obwohl unsere Regierung auch wirklich alles daran setzt, Autofahrer durch hohe Benzinkosten, Parkzonen und den Abbau von Parkplätzen und Fahrspuren von der Straße zu kriegen, sind für einen Vertreter der Fahrradstasi noch immer viel zu viele rücksichtlose Klima-Töter in Berlin unterwegs.
Ein Unding, denkt sich der Stasi-Kampfradler. Deshalb hält er die Arroganz, den Egoismus und die Gefährdung seiner eigenen, außergewöhnlichen Persönlichkeit gerne auf Video fest – freilich nicht ohne den Schuft, der den Platz, den seine Exzellenz benötigt, nicht ausreichend gewürdigt hat, persönlich anzuschwärzen.
Statt einfach zu sagen „das blöde Arschloch hätte ruhig mal etwas langsamer den Zweite-Reihe-Parker überholen können“ wird bei Vertretern der Fahrrad-Stasi in diesem Beispiel namentlich die Firma des Straßen-Rowdies aufgeführt – frei nach dem Motto: Wenn sie Glas- und Bauelemente brauchen, dann kaufen Sie nicht bei der Firma Jens Dunkel. Da arbeiten fürchterliche Unholde, die absichtlich Radfahrer gefährden.
Auch die Firma Gegenbauer sollte man laut der selbsternannten Verkehrsraumüberwachung künftig meiden. Immerhin hat es einer ihrer Mitarbeiter gewagt, den anderthalb Meter Abstand nicht einzuhalten – und hat den Radfahrer bei der Konfrontation dann auch noch darauf hingewiesen, dass er zu weit links fuhr. Eine Frechheit, hat der Klimatöter nicht gelernt, dass schlechtes Betragen lediglich bei Autofahrern auftritt?
Das gilt selbstverständlich auch für Repräsentanten unseres Staates. Auch das tatsächlich recht knappe Überholmanöver der Bundeswehr im „Inlandseinsatz gegen harmlose Radfahrer“ wird genau dokumentiert. Und bevor Sie jetzt erwähnen möchten, dass der Kampfradler nicht auf dem Fahrradweg, sondern grundlos auf der Autospur fuhr, denken Sie daran: Der Velo-Zeraptor hat immer Recht.
Ist der Hinweis auf den Namen des Bösen aufgrund von zivilem Kriegsgerät, gennant Privat-PKW, nicht möglich, so muss das schlechte Betragen trotzdem für die Nachwelt festgehalten werden.
Obwoh hier offensichtlich zwei Stasi-Radler in der Mitte der Straße fahren und das weibliche Exemplar sogar selbst die Nähe des brummenden Gefechtspartners sucht, gilt es den „Vollhonk“ für sein rücksichtloses Verhalten – oder die eigene Dashcam-Show – ins Internet zu stellen.
Das gilt auch für Parksünder, die es wagen, den Hintern ihres Gefährts auf den Radweg ragen zu lassen.
Gleichwohl muss aber nicht nur die konkrete rasende Pestschleuder, sondern die furchtbare Situation für Radfahrer im Allgemeinen angeprangert werden – zum Beispiel, dass man Parkplätze abschaffen sollte, um enges Überholen zu vermeiden.
Da die Spezies des Stasi-Radlers nur über einen eingeschränkte, egozentristische Sichtweise verfügt, ist es ihm in dem Fall nachzusehen, dass er den Teufelskreis hinter seinen Beschwerden nicht versteht. Der Velo-Mane ist für die Abschaffung der Parkplätze, damit er mehr Platz hat, versteht jedoch nicht, dass Autofahrer bei dadurch verursachtem Parkplatzmangel auch zu Parkplätzen greifen müssen, die nicht optimal ausgelegt oder sogar – tief durchatmen liebe Genossen des Zweirads – illegal ist.
Die meisten Autofahrer können es wahrscheinlich sogar verstehen, wenn Radler nicht davon begeistert sind, dass man auf ihren Fahrradwegen parkt – Zweite-Reihe-Parker nerven jeden, auch den motorisierten Straßen-Kampf-Gegner. Doch manchmal lässt sich das aufgrund dringender Notfälle, riesiger Pop-Up-Radwege oder einfacher Architektur schlicht nicht anders machen – und in diesem konkreten Beispiel der Fahrrad-Stasi ist auch nicht direkt der lebensgefährliche Charakter der Parksünder zu erkennen.
Mit Realitäten und Notwendigkeiten muss man den Stahlgurken-Besitzern jedoch nicht kommen – sie schimpfen Autofahrer auch dafür die Spur nicht einzuhalten, wenn sie dadurch mehr als nur ausreichenden Abstand zu ihnen halten.
Zuletzt vergisst der Kampfradler bei seiner Großstadt-Safari zu erwähnen, dass an den vielen Unfällen nicht nur die bösen Autofahrer Schuld haben. Sicher gibt es viele rücksichtlose Raser, die völlig unverantwortlich andere Verkehrsteilnehmer gefährden – doch, liebe Fahrrad-Stasi, die gibt es auf beiden Seiten. Ein Fahrradfahrer, der mit Kind auf dem Gepäckträger trotz Gegenverkehr ein parkendes Auto überholt, ist ein genauso wenig ein seltener Anblick, wie Radfahrer, die Autos die Vorfahrt nehmen, bei Rot über die Kreuzung brettern oder einen während der Fahrt von rechts überholen – und das selbst bei LKW.
Doch so ist die Gattung des Stasi-Radlers nunmal. Sie ist nicht für die Ausgewogenheit ihrer Ansichten, sondern für die Leidenschaft am Denunziantentum und der Beschimpfung des Klassenfeindes bekannt.