
Kommentar von Elisa David
Wegen der Storm- und Gaskosten wird der Fernsehturm in Berlin schon seit Monaten nicht mehr beleuchtet. Ein Wahrzeichen für ein Land, in dem Kinder in der Schule frieren müssen, Frauen im Dunkeln ohne Straßenlaternen nach Hause gehen müssen – und der erneute Beweis, dass der Sozialismus zum Scheitern verurteilt ist.
Von mir zu Hause aus, habe ich – wie viele Kreuzberger – Blick auf den berühmten Fernsehturm. Oder besser gesagt: Hatte. Ein großer Fan bin ich von dem Teil nicht, historisch gesehen ist die sozialistische Angeberkugel nicht gerade das, was ich mir als Wahrzeichen unserer Hauptstadt wünschen würde. Man muss einen Zeitzeugen unserer Geschichte jetzt nicht direkt abreißen, nur weil er ein bisschen übergroß ist. Aber man muss doch nun nicht auf sich sitzen lassen, dass das größte Bauwerks Deutschlands bis heute der Protzstengel ist, den die DDR-Propagandablätter als „Symbol unserer Leistung“ und „Meisterstück für die Republik“ bejubelten.
Aber wie ich nun mal so bin, war ich natürlich auch nicht zufrieden, als die nächtliche Bestrahlung des Telespagels aus Strom- und Gasspargründen ausgesetzt wurde. Jetzt sind wir auf der ganzen Welt als das Land bekannt, dass nicht mal mehr sein Wahrzeichen beleuchten kann. Dabei werden wir eh schon international für unsere Energiepolitik verspottet – leider zu Recht. Alles ist dunkel, nur die Warnlichter flackern noch auf. Nachts sieht man nur noch undefinierbare rote Lichter am schwarzen Himmel schweben. Wenn das so weiter geht, werden noch einige hippe Dachwohnungen in der Umgebung erheblich an Wert verlieren.
Es ist nichts neues, dass die Imponierkeule nachts nur noch ihrer Nebentätigkeit als Fernsehturm nachgehen kann. Der Berliner Senat legte das bereits im Juli fest. Das betrifft auch nicht nur Betonröhren mit Oberweite sondern streckt sich auf insgesamt rund 200 öffentliche Gebäude im schönen Spree-Athen aus. Klingt erstmal viel, ist aber eine Aktion gewesen, die so ineffektiv war, wie alles was vom Berliner Senat kommt. Tausende Strahler mussten von einer Fachfirma über Wochen einzeln außer Gefecht gesetzt werden. Zigtausende Euro hat das den Steuerzahler gekostet – was ungefähr den Stromkosten für ein Jahr entspricht.
Gebracht hat es also nichts. Einfach eine Haltungsgebärde, die international ein eindeutiges Zeichen setzt: bei uns sind die Lichter aus. Und das ausgerechnet in der Stadt, die niemals schläft. Aber wie ich so nachts dieses schwarze Loch mit roten Blinklichtern betrachtet habe, bin ich nun zu dem Schluss gekommen: Es ist gut, dass der Turm aus ist. Er war der ganze Stolz einer deutschen Diktatur, die den Sozialismus durchgesetzt hat und weit mehr als nur mit Russland gekuschelt hat. Wir mussten ja unbedingt alles vorführen, bekennende DDR-Funktionäre in den Bundestag lassen, eine Frau mit FDJ-Vergangenheit und Russland-Studium zur Kanzlerin machen und unbeaufsichtigt Geschäfte mit dem KGB-Mann Putin machen lassen.
Kleine instrumentalisierte Kinder mit blauen Halstüchern haben das tolle sozialistische Bauwerk noch dafür besungen, dass er brav von früh bis spät schwarz, weiß und in Farbe ausstrahlt und „aus jeder Richtung gut zu sehen“ ist. Ganz besonders wichtig war da natürlich die Richtung Westen, die guten alten St. Walter ja nicht ohne Grund direkt an die Grenze vorgesetzt bekommen haben. Jetzt sieht man den langen Sozialistenlulatsch von nirgendwo aus mehr. Warum? Weil der Sozialismus schon wieder gescheitert ist.
Der Fernsehturm ist damit das Symbol für die dunklen Seiten des Sozialismus (im wahrsten Sinne des Wortes). Es ist ein Symbol für ein Land, in dem Kinder frierend im Klassenraum sitzen, weil die Heizungen runtergestellt wurden. Wo Frauen sich Abends nicht alleine durch dunkle Straßen trauen, weil ihre Stadt die Straßenlaternen abgeschaltet haben. Wo Rentner ihre Wohnung mit Teelichtern beleuchten. Es ist das Symbol für ein Land, in dem die Politiker ihre Ideologie über die Sicherheit und das Wohlbefinden, der Schwächsten unserer Gesellschaft stellen. Es ist das Wahrzeichen, das Deutschland verdient. Ohne Licht ist der Fernsehturm endlich vollständig.