- Während ihres Grußworts bei der Jewrovision wurde Claudia Roth (Grüne) von den über 2.000 Gästen ausgebuht.
- In den letzten Jahren war Roth wiederholt in Antisemitismus-Skandale verwickelt.
- Seither besteht ein Bruch zwischen der jüdischen Gemeinde und Claudia Roth.
Claudia Roth (Grüne) wurde am Freitag bei ihrer Rede zum Jewrovision Song Contest ausgebuht. Die Kulturstaatsministerin richtete ihr Grußwort an die mehr als 2.000 Gäste von Jewrovision in der Festhalle in Frankfurt am Main. Im letzten Jahr war Roth in einen Antisemitismus-Skandal verwickelt, als sie zunächst offen antisemitische Kunst bei der „documenta fifteen“ verteidigte.
Was ist Jewrovision? Der Jewrovision Song Contest ist eine Anlehnung an den Eurovision Song Contest. Seit 2002 findet Jewrovision jährlich in verschiedenen deutschen Städten statt. Dabei können jüdische Jugendzentren aus ganz Deutschland gegeneinander in einem Musik- und Tanzwettbewerb antreten.
Antisemitismus und Claudia Roth
Durch Roths Verhalten im Antisemitismus-Skandal während der Kunstausstellung „documenta fifteen“ entstand ein erster Bruch zwischen ihr und der jüdischen Gemeinde in Deutschland. Denn bereits als erste Antisemitismus-Vorwürfe publik wurden verteidigte Roth die vom Staat geförderte Ausstellung.
„Ein Anlass zur Freude“: In der Süddeutschen Zeitung schwärmte sie von der Konfrontation mit der „Perspektive des globalen Südens“. In einem Interview mit dem Spiegel bat sie dann angesichts kritischer Nachfragen fast flehentlich darum, die Ausstellung solle doch „auch ein Anlass zur Freude sein“.
Antisemitismus-Vorwürfe watschelte sie als Kunstfreiheit ab. Roth erklärte man müsse „auch zur Kenntnis nehmen, was in anderen Regionen Realität ist“ und wie dort über koloniale Vergangenheit gesprochen und diskutiert werde.
Keine Distanzierung zur antisemitischen BDS-Bewegung
Nur wenige Monate nach der „documenta“ löste Roth, das hausinterne Referat für Extremismus- und Antisemitismus-Prävention auf. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, äußerte seine Überraschung über diese Umstrukturierung und betonte, dass Antisemitismus-Prävention „gerade im Kulturbetrieb kein zu vernachlässigendes Thema ist.“
Außerdem ist Roths Verhältnis zu antisemitischen Boykott-Bewegung BDS unklar. BDS steht für boycott, divestment und sanctions und setzt sich für einen vollständigen Boykott Israels – dem einzigen jüdischen Staat der Welt – ein. Als der Bundestag BDS 2019 als antisemitisch einstufte, distanzierte Roth sich von der Parlamentsresolution.
Seither versucht Roth ihr Verhältnis zur jüdischen Gemeinde in Deutschland zu verbessern. Für ihr Fehlverhalten im Documenta-Skandal entschuldigte sie sich später öffentlich. Die Gäste der Jewrovision scheinen die Skandale der letzten Jahre allerdings noch nicht vergessen zu haben.