
Die Deutschen Tafeln sind für eine Vielzahl von Bürgern existenznotwendig. Über 2 Millionen Menschen werden von ihnen unterstützt. Doch wegen der Inflationskrise müssen sie viele Menschen abweisen.
„Da fließen nicht selten Tränen. Manche Leute muss man schon mal in den Arm nehmen“, sagt Petra Jung vom Landesverband der Tafeln Nordrhein-Westfalen dem Tagesspiegel. Für viele sei der Besuch der Tafeln stigmatisierend. Nun können sie vielen Menschen nicht helfen. Rund ein Drittel der deutschen Tafeln ist so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen müssen, berichtet der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, der Zeitung.
„Selbst wenn wir so viele Lebensmittel bekämen wie früher, es würde nicht reichen. Aber die Spenden sind deutlich weniger geworden“, sagt Jung. „Wir haben viele Aufnahmestopps bei uns und kommen nicht ohne Wartelisten aus.“ Seit Jahresbeginn 2022 habe es einen Anstieg der Kundschaft von 50 Prozent gegeben, so Vorsitzender Brühl.
Für ihn ist klar: Die Tafeln sind kein Teil des Sozialsystems, auch wenn sie oft so gesehen würden. Die Hilfen seien eigentlich eine Aufgabe des Staates. Dieser müsse sich mehr um Alleinerziehende und Rentner kümmern, statt Hilfen in Frage zu stellen. „[…] das Problem ist nicht, dass die Sozialleistungen zu hoch sind, sondern vielmehr, dass die Bezahlung in vielen Jobs zu gering ist“, sagt er.
Bei den bundesweit 960 Tafeln engagieren sich nach eigenen Angaben etwa 60.000 Ehrenamtliche. Über 2 Millionen armutsbetroffene Menschen profitieren von der Lebensmittelrettung, davon sind ca. 24 Prozent Senioren. Die Anzahl gerade dieser Menschen würde ansteigen. Auch Berufstätige, die bisher über die Runden kamen, nähmen das Angebt vermehrt in Anspruch, sagt Petra Jung dem Tagesspiegel.
Eine interne Umfrage, die von der Tafel Deutschland auf ihrer Webseite veröffentlicht wurde, schafft einen Überblick. So ist die Zahl der Kunden stark angestiegen – bei einem Drittel um 20 bis 50 Prozent. Beinahe alle befragten Hilfseinrichtungen geben an, mehr Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Bei ca. 70 Prozent der Tafeln kommen mehr Rentner und Erwerbstätige mit geringem Einkommen. Auch Studenten und Auszubildene sind nun etwa 30 Prozent häufiger Kunden der Tafeln. Rund 62 Prozent der deutschen Tafeln müssen der Umfrage nach eine reduzierte Lebensmittelmenge je Haushalt abgeben. Bei 32 Prozent gibt es einen Aufnahmestopp und bei fast 50 Prozent gelten zusätzliche oder längere Öffnungszeiten.
Die Not in Deutschland nimmt zu und die Tafeln stoßen mehr und mehr an ihre Kapazitätsgrenzen.