
Die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland ist so gering wie nie: Diese Nachricht schafft es in die Überschriften diverser Mainstream-Medien. Doch das wird sich bald ändern, warnt die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Sie rechnet mit 15,6 Millionen Menschen, die akut von Energie-Insolvenz bedroht sind.
Die Zahl der Überschuldungen in Deutschland ist so gering wie nie – das ist es, was Sie in deutschen Medien in den Überschriften lesen können. Doch zum Bericht der Wirtschaftsauskunftei „Creditreform“ vernimmt man nur ohrenbetäubendes Schweigen. Und in der Tat: Aktuell sind nur 5,9 Millionen Menschen überschuldet – der niedrigste Wert seit Beginn der Auswertungen 2004. Was viele Medien aber erst am Ende ihrer Artikel durchblicken lassen, hat es in sich:
Die guten Zahlen sind leider trügerisch. Genau so sagt es der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Die Wahrheit ist: Die massiven Kostensteigerungen für Strom und Gas treiben Millionen Menschen in Deutschland in die Überschuldung. Jeder fünfte Haushalt könnte bald von den Strom- und Gaskosten überfordert sein, meint die Wirtschaftsauskunftei. Aktuell ist die Zahl der Überschuldungen noch so gering wie nie, stellt der „Schuldneratlas Deutschland 2022“ fest – doch diese Zeiten sind vorbei.
15,6 Millionen Menschen, so Creditreform, sind Insolvenzgefährdet. Die Rekordinflation hat den Trend in sein Gegenteil verkehrt. Die Energiekrise berge „ein erhebliches Risiko“ für einen Anstieg der Überschuldungen, so heißt es. Die deutsche Gesellschaft stehe „vor einer Zeitenwende bei der Überschuldung“, mahnte Stephan Vila, Chef der Creditreform-Tochter Boniversum. Die derzeit drohenden Nachzahlungen für die Heizkosten seien geeignet, viele Verbraucher in nachhaltige Zahlungsschwierigkeiten, zum Teil auch direkt in die Überschuldung zu führen, heißt es.
Die Experten rechnen deshalb für das kommende Jahr mit einer deutlichen Verschlechterung der Verschuldungssituation in vielen Haushalten. „Ein Anstieg der Überschuldungszahlen um insgesamt rund 600.000 Fälle ist nicht unrealistisch“, heißt es in dem Bericht des Schuldneratlas.