
Pleiteticker-Kommentar von Pauline Schwarz
Während unliebsame Bürger, wie etwa Islam-Kritiker, bei der ARD erst kürzlich als „Ratten“ bezeichnet wurden, die „in ihre Löcher zurück geprügelt“ werden sollten, wird das Kopftuch nun als Teil des großen „Wir“ propagiert – als Teil des deutschen Zusammenhaltes.
Damit zeigt die ARD vor allem eines: Ihre Heuchelei.
Während im Iran tausende mutige Frauen im Kampf gegen das islamische Regime öffentlich ihr Kopftuch ablegen und dafür nicht nur beschimpft und bespuckt, sondern auch brutal verprügelt, festgenommen, gefoltert und ermordet werden, hat die ARD nichts Besseres zu tun, als den Hijab bei ihrer neuen Kampagne, der großen „Wir“-Suche, als völlig normalen Teil unserer Gesellschaft anzupreisen. Damit beweist sie vor allem eines: Ihre Heuchelei – und: Das sie ein klares Bild davon hat, wer zu unserer Gesellschaft gehört und wer nicht.
Zu unserer vielfältigen Gesellschaft gehören laut Werbefilmchen Leute wie Jamila, die mit grün gefärbten Haaren und Protestschild „etwas verändern möchte“, genauso Lana, ein bärtiger Mann mit langen lilanen Haaren oder Ronnie, der von Harz IV lebt – und nicht zu vergessen: Gülcan, die ein Kopftuch trägt, dass so streng gebunden ist, dass es nicht mal einen kleinen Haaransatz erahnen lässt.
Wer auf der „Suche nach Zusammenhalt in der Gesellschaft“ nicht zum ARD-„Wir“ gehört, hat unser Staatsfunk mit Unterstützung seines Korrespondenten Nils Dampz nur einen Tag zuvor eindrucksvoll bewiesen: Unliebsame Bürger, also Menschen die unbequeme Wahrheiten aussprechen, es wagen das System zu kritisieren und die Ablehnung des Kopftuch-Zwangs nicht bloß vorheucheln – kurz: „rassistische und verschwörerische Ratten“, die „in ihre Löcher zurück geprügelt“ werden sollten.
Im Gegensatz zu seinen ARD-Kollegen ist Nils Dampz aber zumindest eines: ehrlich. Während Herr Dampz ganz offen anspricht, dass er sich Prügel für Systemgegner – ganz im Stile der Sittenpolizei – auch in Deutschland wünscht, tut die ARD noch immer so, als würde man sich mit den Frauen im Iran solidarisieren. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, inszeniert sich unser steuerfinanzierter Staatsfunk als Verfechter des Leitspruchs der iranischen Frauen „Frauen. Leben. Freiheit.“, um im selben Atemzug Werbung für das Kopftuch und den Muezzin-Ruf zu machen.
Für jede Frau im Iran und jeden Angehörigen in Deutschland, der um seine Liebsten bangen muss und jeden Exil-Iraner, der vor dem unterdrückerischen, frauenfeindlichen und homophoben Regime zu uns geflohen ist, ist das nicht mehr als ein Schlag ins Gesicht. Die Frauen im Iran kämpfen schließlich nicht für Intendanten-Gehälter, sondern für ihre grundlegendsten Rechte: frei zu sein, zu tragen was man möchte, für Gleichberechtigung. Und das bedeutet für Frauen im Iran nicht etwa Gendertoiletten in jeder öffentlichen Einrichtung oder irgendwelche Frauenquoten, für die es überhaupt keine Interessenten gibt. Für sie bedeutet es durch die Straßen zu laufen, ohne von Fremden angeschrien, mit dem Gürtel geschlagen oder von der Sittenpolizei abgeführt zu werden – es bedeutet für viele Frauen, Töchter und Mütter, dass sie sich nicht mehr davor fürchten müssen, nachts zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen.
Wenn sich die ARD wirklich für diese Frauen interessieren und sich für ihre Rechte stark machen würde, dann würde sie nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit propagieren, dass der Islam und das Kopftuch bedingungslos zu Deutschland gehören. Statt das Kopftuch als Freiheit und Feminismus zu stilisieren, würde sie vielleicht darüber berichten, dass junge Mädchen selbst in bestimmten Vierteln deutscher Großstädte einem extremen Druck seitens islamischer Geistlicher oder Familienangehöriger ausgesetzt sind, sich zu verschleiern – mitten im ach so aufgeklärten und toleranten Deutschland. Und: Dann würde man Islam-Kritiker nicht als rassistische Ratten bezeichnen.