- Die scheidende finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hat den Helmut-Schmidt-Zukunftspreis gewonnen.
- Anfang April war Sozialdemokratin in ihrem Heimatland abgewählt worden.
- Wie passt das zusammen?
Noch Anfang April verlor Sanna Marin (37) die finnische Präsidentschaftswahl und wurde mit ihren Sozialdemokraten nur drittstärkste Kraft. Daraufhin kündigte die abgewählte Regierungschefin persönliche Konsequenzen an: Sie werde den Parteivorsitz abgeben und erst mal die politische Landschaft Finnlands aus der Ferne beobachten. Rückzug nach Misserfolg.
In Deutschland scheint man der Sozialdemokratin trotzdem rosige Aussichten zu attestieren: Donnerstagabend gewann die frisch Abgewählte den Helmut-Schmidt-Zukunftspreis in Hamburg. Ein Zukunftspreis für eine Politikerin ohne Zukunft? Kann man machen…
Die Jury bezeichnet Sozialdemokratin Marin als wegweisende Europäerin mit klaren Werten und eigenem politischen Stil. Die Regierungschefin habe Finnland höchst effektiv durch die Corona-Pandemie gebracht. Sie habe einen „neuen und wirksamen Politikstil geprägt, klare Kante gegen den russischen Aggressor gezeigt und den Klimaschutz vorangebracht“. Dass ihre Wähler Marins Wirken mehrheitlich nicht mehr ganz so positiv sehen und sie vorerst keine Rolle mehr in der großen Politik spielen wird – geschenkt.
Keine Frage: Marins Zeit als Ministerpräsidentin ist durchaus zu würdigen. Sie war Ende 2019 als damals jüngste Minsterpräsdientin der Welt in die Regierung gekommen. Unter ihr ist Finnland der NATO beigetreten und hat tatsächlich hat sie sich stark gegenüber dem russischen Agressor gezeigt. Helmut Schmidt dem der Preis gewürdigt ist, hätte vermutlich wirklich große Stücke auf die Finnin gehalten.
Der mit 20 000 Euro dotierte Helmut-Schmidt-Zukunftspreis soll innovative Leistungen in den Bereichen Demokratie, Gesellschaft und Technologie auszeichnen. Die Auszeichnung wird von der Zeit, der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung und der Initiative The New Institute zum zweiten Mal vergeben.