
Von Jerome Wnuk & Pauline Schwarz
Trauriger Rekord für Metzgerbrüder: 30.000 Euro Stromnachzahlung – der höchste Betrag in der gesamten Firmengeschichte. Damit steht einer der größten Metzgereibetriebe im Donau-Ries vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen.
Die Brüder Göth, die das Familienunternehmen gemeinsam betreiben, haben kaum Möglichkeiten zu sparen, ohne gleich die Produktion einzustellen – die hohen Mehrkosten an die Kunden weitergeben können sie auch nicht. Sonst würde die Leberkäsesemmel zehn Euro kosten.
„Vom kleinen gepachteten Fleischerladen zur Manufaktur mit Familientradition“- so beschreiben die Metzgerbrüder Göth ihr Unternehmen auf der liebevoll gestalteten Homepage. Die Brüder Wolfgang und Markus Göth führen den Metzgereibetrieb in dritter Generation – ihr Großvater hatte 1938 einen kleinen Laden aufgemacht, er überlebte den Zweiten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise. Heute hat der Betrieb insgesamt fünf Läden in Bäumenheim, in Rain, in Donauwörth und in Stadtbergen.
Vor Kurzem kam dann der Schock: Eine der Filialen soll auf einen Schlag 30.000 für Strom nachzahlen – der Strompreis hat sich damit versechsfacht! Die Brüder Göth fühlen sich machtlos und von der Politik im Stich gelassen. Im Gespräch mit Pleiteticker.de sagte Wolfgang Göth: „Wir als Metzgerei können kaum sparen, die Kühlmaschinen etc. brauchen einfach viel Strom. Ausschalten geht dann nicht einfach so.“ Immerhin habe man in Deutschland zum Glück ein sehr strenges Hygienegesetz.
Alles was man an Sparmaßnahmen umsetzen konnte, haben die Brüder bereits in die Wege geleitet: „Wir mussten unsere Imbisszeiten verändern, statt wie früher warme Küche bis um Vier Uhr zu haben, können wir den Kunden jetzt nur noch bis halb Drei Uhr warmes Essen anbieten“.
Laut Wolfgang Göth merke man zudem bereits jetzt eine deutliche Kaufzurückaltung bei den Kunden: „Außerdem müssen wir unsere Angebot ein wenig abspecken, es ist bemerkbar: Die Kunden kaufen mehr Fleisch im Angebot ein und verzichten dafür auf andere Produkte, die nicht im Angebot sind.“
„Wir müssen die AKW´s laufen lassen.“
An die Politik richtete Wolfgang Göth im Gespräch mit Pleiteticker.de deutliche Worte: „Was ich mir wünsche ist Planungssicherheit und Preisdeckelung. Wir müssen die AKW´s laufen lassen, wir brauchen sicheren Strom. Es kann nicht sein, dass wir die Kraftwerke abschalten.
Ein Blackout oder Lastabwurf, wie von Teilen der Politik bereits als realistische Notfallmaßnahme angekündigt, wäre für die Metzgerei „eine riesen Katastrophe“: „Bei uns gehen dann mehrere Tausend Euro verloren, wenn die Kühlmaschine ausfällt, dann kann man das Fleisch ja nur noch wegschmeißen. Was so eine Stromabschaltung für die Betriebe und das Land bedeuten könnte, ist denen da oben scheinbar nicht klar.“
„Das ist wie ein Autoverkäufer ohne Führerschein.“
Der Metzgermeister ist dabei vor allem über die Grünen „empört“ – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält er für eine „totale Fehlbesetzung“. Aber auch von Landwirtschaftsminister Özdemir fühle sich Göth nicht vertreten: Das ein Vegetarier für Metzgern und Bauer zuständig ist, findet er „lächerlich“ – „Das ist wie ein Autoverkäufer ohne Führerschein.“
Aktuell sieht es für die Brüder, aber auch für ihre Kollegen aus dem Handwerk nicht besonders gut aus: „Wenn die da oben nicht bald was verändern, dann gehen wir alle den Bach runter: Metzger, Schreiner, alle.“ Trotz allem will Wolfgang Göth positiv bleiben und nach vorne gucken – er hoffe sehr, seinen treuen Kunden auch in Zukunft ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können.