Bundessozialgerichtspräsident Rainer Schlegel warnt bei der Jahreskonferenz in Kassel vor einem Rentenschock. Das deutsche Rentensystem sei für die anstehenden demographischen Veränderungen nicht gewappnet. Die Politik müsse schleunigst handeln.

„2030 wird es heftig“, erklärt der Bundessozialgerichtspräsident Rainer Schlegel bei der Jahreskonferenz des Gerichts in Kassel. Schlegel hält das deutsche Rentensystem für mittel- bis langfristig nicht mehr tragbar. Seit Jahrzehnten würde der relative Anteil von Rentnern an der Bevölkerung stetig zunehmen. Seit den 60er Jahren sei die Lebenserwartung um rund zehn Jahre gestiegen. Zudem wurden in Deutschland immer weniger Kinder geboren.
Statistisch gesehen standen aus diesem Grund 1962 einem Rentner noch sechs Beitragszahler gegenüber. 2030 seien es Schlegel zufolge nur noch anderthalb Beitragszahler. Das Jahr 2030, so fürchtet der Gerichtspräsident könnte für das deutsche Rentensystem zur Belastungsprobe werden. 2030 wird der geburtenstarke Jahrgang der 1964 geborenen in Rente gehen.
Dementsprechend sollte schleunigst gehandelt werden. Etwa müsse das Renteneintrittsalter steigen. Schon 2007 wurde beschlossen, das Eintrittsalter schrittweise auf 67 zu erhöhen. Auch das würde jedoch nicht ausreichen. Spätestens 2030 müsse das Renteneintrittsalter noch weiter angehoben werden. Die Rente ab 70 lehnt er jedoch als „politisch nicht durchsetzbar“ ab.
Schlegel plädiert stattdessen für einen Automatismus. Bei einer Erhöhung der Lebenserwartung von drei Monaten schlägt Schlegel die Anhebung des Renteneintrittsalter um einen Monat vor. Weitere Optionen seien lediglich die Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge oder die Kürzung der Renten. Beides möchte Schlegel nicht. Schließlich sei schon die jetzige Rentenhöhe „nicht zu bejubeln“. Für die Politik bestehe in der Rentenfrage dringender Handlungsbedarf.